Interview „Wuppertal wehrt sich gegen Hetzer“

Wuppertal · Interview So will OB Andreas Mucke die AfD bei der Kommunalwahl 2020 klein halten.

Oberbürgermeister Andreas Mucke.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Aus den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg ist die AfD mit großen Stimmengewinnen hervorgegangen. Die WZ sprach darüber mit Oberbürgermeister Andreas Mucke.

Im nächsten Jahr steht die Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl auf dem Plan. Wie wollen Sie verhindern, dass die AfD auf ein zweistelliges Ergebnis wie in Sachsen und Brandenburg kommt?

Mucke: Man muss trennen zwischen Ost- und Westdeutschland. In Ostdeutschland gibt es kein Parteiengefüge, das sich über Jahrzehnte gebildet hat. Ich glaube, die Leute, die rechte Parteien wählen, sind per se nicht alles Rechte. Da sind Menschen dabei, die frustriert sind, die Ängste haben und vielleicht einen Denkzettel verpassen wollen. Es sind aber auch stramme Rechte darunter, Rassisten und Ausländerfeinde. Man darf die Wähler nicht in einen Topf werfen. Die AfD hat als Partei einen Sprachgebrauch, den ich lange nicht für möglich gehalten habe. Das ist eine Partei, die rechtes Gedankengut pflegt.

Wie sollte man mit den AfD-Wählern umgehen?

Mucke: Man muss mit den Menschen auf der Straße sprechen und zuhören, was sie bewegt.

Auch in Wuppertal gibt es Menschen, die sich abgehängt fühlen, weil sie keine Arbeit haben oder nicht von ihrer Arbeit leben können. Wie wollen Sie die in der Stadtgesellschaft halten und verhindern, dass sie Protestwähler werden?

Mucke: Es sind nicht nur die Abgehängten, die diese Parteien wählen, sondern auch Menschen aus der Mitte der Bevölkerung, die Angst vor Arbeitsplatzverlust haben, Angst vor Verlust schlechthin. Die hören auf die Antworten der Rechten. Wir müssen vermitteln, dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt. Und wir müssen zeigen, dass wir für die Menschen da sind. Da sind wir in Wuppertal trotz aller Finanznöte gut aufgestellt. Wir haben ein sehr ausgeprägtes System von Sozialarbeit mit vielen Vereinen und Verbänden – dem Ehrenamt in Verbindung mit der Stadt. Wir haben ein Jobcenter, das sich sehr intensiv auch um die scheinbar abhängten Menschen kümmert. Diese Menschen erfahren im zweiten Arbeitsmarkt Wertschätzung und Weiterbildung. Wir arbeiten das Kinderbetreuungsprogramm aus, weil es frustrierte Eltern gibt. Wir geben viel Geld aus für die Schulen. Der Arbeitsmarkt ist Sache der Wirtschaft, aber wir versuchen, Gewerbeflächen auszuweisen. Wir stehen mit den Unternehmen im guten Kontakt, damit sie die Möglichkeit haben, Menschen, die sich vom Arbeitsplatzverlust bedroht sehen, Sicherheit zu geben. Wir haben in der Stadt ein gutes Sozialgefüge. Das haben wir unter Beweis gestellt, als wir die Geflüchteten aufgenommen haben und über die Ängste und Sorgen sprachen. Dass wir Probleme nicht ausklammern, hat zur Folge, dass nicht allzu viele Menschen den Rechten auf den Leim gehen. Das ist meine Hoffnung und Aufgabe aller demokratischen Parteien.

Wie führt man denn Wahlkampf gegen eine Partei, die in Wuppertal inhaltlich kaum zu packen ist, von der Kandidaten nahezu unbekannt sind?

Mucke: Ich bin dafür, zunächst zu sagen, wofür man steht und nicht wogegen. In Wahlkämpfen werde ich daher sagen, ich stehe für eine weltoffene und tolerante Stadt. Ich stehe für sozialen Zusammenhalt. Die Schwächsten brauchen die Hilfe der Stärkeren. Ich werbe dafür, den Rechten den Nährboden zu entziehen. Jeder ist jeden Tag dazu aufgefordert, für die Demokratie einzustehen. Es gibt eine Dynamik in den Sozialen Medien, wo ganz viel gelogen wird. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Stadt in der Kommunikation den Sozialen Medien öffnen. Den Prozess habe ich angestoßen. Viele Menschen nutzen die anderen Medien nicht mehr. Daher müssen wir auch in dem Bereich vorsorgen, damit die Hetzer mit den einfachen Antworten keine Chance haben.