Die Grünen fordern einen Kultur-Enwicklungsplan
Die Fraktion im Stadtrat will unter anderem mehr Geld für die freie Szene und einen Kulturausschuss im Bergischen Rat.
Wuppertal. Die Grünen im Stadtrat wollen für Wuppertal einen KulturEntwicklungsplan für den Zeitraum bis 2025. Ratsherr Marcel Simon begründete den Vorstoß seiner Partei am Mittwoch mit dem finanziellen Zustand der öffentlichen Haushalte im Allgemeinen und der wirtschaftlichen Situation der freien Szene im Besonderen.
Tatsächlich fördert die Stadt Wuppertal die städtische Kultur inklusive Tanztheater Pina Bausch mit gut 19 Millionen Euro im Jahr. Auf die freie Kulturszene werden 160 000 Euro verteilt. Das ist auch für den Grünen Peter Vorsteher ein Missverhältnis.
Dennoch verbinden die Grünen ihre Forderung nach einem Kulturentwicklungsplan zunächst nicht mit mehr Geld für die Kultur. Langfristig sei das aber ein Ziel, weil Wuppertal im Vergleich mit anderen Städten zu wenig für Kultur ausgebe. „Es geht jetzt auch darum, Synergien zu finden“, sagte Marcel Simon.
Für den Plan soll eine Begleitkommission gebildet werden, der neben Politikern auch Vertreter der freien sowie der öffentlich geförderten Kultur gehören. Außerdem soll das Dezernat für Bürgerbeteiligung Dialogforen veranstalten, um auch die Besucher der kulturellen Veranstaltungen in die Planung für die nächsten zehn Jahre einzubinden.
Für den Entwicklungsplan soll laut Grüne alles auf den Prüfstand. Wer macht was wo? Wie wird was bezahlt und bezuschusst? Welchen Nutzen haben die Mittel, mit denen Veranstaltungen und Veranstalter unterstützt werden? Wo können die sogenannte hohe und die freie Szene zusammenarbeiten? „Wichtig ist doch, dass wir wieder mehr junge Menschen für Oper und Schauspiel interessieren“, sagte Vorsteher. Wie notwendig das sei, sehe er, wenn er selbst die Oper besuche. Da seien die meisten mindestens in seinem Alter. „Und ich werde nächstes Jahr 60.“
Hoffnung macht den Grünen das Personal an der Spitze von Orchester, Oper und Schauspiel. Von der neuen Dirigentin Julia Jones, dem Opernintendanten Berthold Schneider und Schauspielchefin Susanne Abbrederis versprechen Vorsteher und Simon sich viel: mehr Offenheit, mehr Kooperation mit der freien Szene, mehr Frische, mehr Mut. Gerade Berthold Schneider habe bisher genau solche Signale ausgesendet.
Dass die Mittel von heute morgen nicht mehr reichen werden, um in der Großstadt Wuppertal ein adäquates Kulturangebot zu sichern, wissen die Grünen auch. Sie wollen deshalb mehr Zusammenarbeit im Bergischen. Ein Kulturausschuss des Bergischen Rates soll dazu führen, dass die Region etwa bei Kulturförderung auch als Region auftritt. „Wir müssen aufhören, die Kirchtürme in Wuppertal zu zählen“, sagte Vorsteher. Wichtig seien die Kirchtürme im Bergischen Land.
Wichtig ist laut Grünen aber auch, dass die Stadt Hürden abbaut. Vorsteher und Simon ist es ein Dorn im Auge, dass beispielsweise freie Theater das neue Haus am Engelsgarten nicht nutzen können, weil die Gebühren dafür viel zu hoch seien. Sie kritisieren, dass die Freilichtbühne auf der Hardt von der städtisch geförderten Kultur viel zu wenig genutzt, für die freie Kulturszene aber viel zu teuer sei.
Erste Vorgespräche mit Künstlern und Veranstaltern haben den Grünen nach eigenem Bekunden gezeigt, dass die Zeit für einen Kultur-Entwicklungsplan längst reif ist. Und sie wähnen in Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) einen gewichtigen, einflussreichen Mitstreiter. „Mucke hat im Wahlkampf gesagt, dass er so einen Plan haben will“, sagte Simon.
Über den vorwiegend von Marcel Simon geschriebenen Antrag berät am kommenden Mittwoch der Kulturausschuss. Das letzte Wort hat am 4. Juli der Stadtrat.