Ehemals „Twitter“ Die Plattform X verliert auch in Wuppertal prominente Nutzer

Wuppertal · Elon Musk als Betreiber des Online-Netzwerks steht wegen seines politischen Vorgehens in der Kritik.

Viele Wuppertaler Institutionen sehen die ehemalige Twitter-Plattform „X“ kritisch. Nicht alle aber verabschieden sich.

Foto: dpa/Algi Febri Sugita

Der Unternehmer Elon Musk, unter anderem bekannt als Leiter des Elektroautoherstellers Tesla und als angeblich reichster Mann der Welt, hat in der jüngeren Vergangenheit durch ein mehr als fragwürdiges Verhalten auf sich aufmerksam gemacht. Mit seinen Äußerungen zur Politik in Deutschland und einem öffentlichen Online-Gespräch mit der AfD-Frau Alice Weidel sorgte er auch in Deutschland für Empörung. Nicht zuletzt seine politische Nähe zum neuen alten US-Präsidenten Donald Trump wirkt auf viele Nutzer der Online-Plattform X, ehemals Twitter, buchstäblich abstoßend: Auch in Deutschland haben sich schon einige Nutzer bei X abgemeldet oder ihr Profil gelöscht, weil die Plattform Elon Musk gehört. Auch in Wuppertal ist diese Form von Distanzierung und Protest ein Thema, wie die WZ erfahren hat.

„Das Wuppertal Institut steht für einen faktenbasierten und wissenschaftlich fundierten Austausch und setzt sich für eine demokratische Gesellschaft und Menschenwürde ein. X ist keine Plattform mehr, auf der dies möglich ist“, teilt Luisa Lucas, Pressesprecherin des Wuppertal Instituts, unserer Zeitung mit. Daher habe man sich entschieden, den Account im Januar dieses Jahres still zu legen.

Diesen Schritt ist auch die Bergische Uni gegangen. Gemeinsam mit mehr als 50 weiteren deutschsprachigen Hochschulen und Forschungsinstituten stellten sie vor 14 Tagen ihre Tätigkeit auf der Plattform ein. Dies begründet Jasmine Ait-Djoudi, Leiterin der Universitätskommunikation, wie folgt: „Auf X keine relevante Reichweite mehr zu erzielen, uns stattdessen inmitten bezahlter und oft tendenziöser Inhalte wiederzufinden, bietet für uns als Universität keine Perspektive.“ Man plane nun, den Onlineauftritt auf andere Plattformen wie Instagram und LinkedIn zu konzentrieren.

„X war nie
mein Ding“

Ebenfalls nicht mehr auf Elon Musks Plattform vertreten ist seit Neustem der Fußball-Regionalligist Wuppertaler Sportverein. Am Donnerstag meldete sich der WSV von dem Sozialen Medium ab, wie der Presseverantwortliche des Vereins, Max Schleicher, am Freitagmorgen mitteilte. „Wir haben schon seit längerer Zeit überlegt, diesen Schritt zu gehen, da uns so wie anderen Vereinen nicht gefällt, in welche politische Richtung sich X entwickelt“, begründet Schleicher die Abmeldung.

Der Handball-Zweitligist Bergischer HC hat sich dazu entschieden, X vorerst weiter zu nutzen. „Für uns ist das jedoch nur ein Kurzinformations- und Verteilkanal, also das, wofür es eigentlich auch da ist“, erklärt Thorsten Hesse, Pressesprecher des BHC. Man verbreite dort vor allem die Ergebnisse an Spieltagen. „Natürlich muss man beobachten, was in Zukunft passiert. Das ist alles bei uns im Blick. Genau so verhält es sich aber auch bei Facebook und Instagram. Das steht ja nun alles unter dem Einfluss der politischen Lage in Amerika“, so Hesse. Vor einigen Tagen hatte Marc Zuckerberg angekündigt, den Faktencheck bei Meta (also Facebook und Instagram) abzuschaffen.

„X war nie mein Ding. Politisch bin ich noch nicht so lange in den Sozialen Medien unterwegs, aber die Plattform X kam für mich nie infrage, weil Elon Musk schon immer sehr merkwürdig war“, so formuliert es Miriam Scherff. Musk verhalte sich demokratieschädigend und nutze seinen Reichtum, um schädlichen Einfluss auf die Politik auszuüben, so die Cronenberger Bezirksbürgermeisterin und Wuppertaler SPD-Chefin. Sie zeigt volles Verständnis dafür, wenn einzelne Nutzer oder ganze Institutionen ihren X-Account ruhen lassen und nicht mehr bespielen. „Ein wirklich mutiger und konsequenter Schritt wäre es aber, wenn Vereine, Institutionen und Unternehmen sagen: Ich bin dann mal weg. Eigentlich müssten die sich alle verabschieden von X. Erst recht namhafte Fußballvereine, die auch eine Vorbildrolle für ihre Fangemeinde haben und deren Weggang der Plattform nicht egal sein dürfte.“

Auch die Stadtbibliothek Wuppertal hat sich schon von X verabschiedet. Die Einrichtung ist auf mehreren Social-Media-Kanälen aktiv und überprüft regelmäßig ihre Wirksamkeit auf den Portalen. „Mit dem Wissen, dass wir zum einen neue junge Zielgruppen eher auf anderen Kanälen erreichen und uns zum anderen als Ort gelebter Demokratie mit vielen Inhalten auf X nicht mehr identifizieren können, haben wir unseren Account dort deaktiviert. So wie es ja zum Beispiel auch viele Universitäten gemacht haben“, erklärt Karin Röhrich, die Direktorin der Stadtbibliothek.

Die Wuppertaler Stadtverwaltung ist derweil noch auf X aktiv, hat sich zusätzlich aber auch bei Bluesky angemeldet, einem Dienst, der aus Twitter hervorgegangen und diesem sehr ähnlich ist, aber den Nutzern mehr Transparenz und Kontrolle über ihre Inhalte verspricht. „Wir sind bereit für einen Neustart ohne X“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.