„Die Promotionskultur hat sich verändert“
Das Zentrum für Graduiertenstudien veranstaltet die Workshopreihe „Wege zur Promotion“.
Julian Hanebeck hat in anglistischer Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal promoviert. Seit 2014 ist er Geschäftsführer des 2008 gegründeten Zentrums für Graduiertenstudien (ZGS) und leitet unter anderem die Workshopreihe „Wege zur Promotion“, die im laufenden Semester stattfindet.
Campus
Wuppertal
Herr Hanebeck, etwa 950 der rund 200 000 Promovierenden in Deutschland sind an der Bergischen Universität beheimatet — wie schlägt sich Wuppertal damit?
Julian Hanebeck: Das ist schon eine Menge! Solche Zahlen haben aber natürlich auch immer mit Standorten und den dort vertretenen Fakultäten zu tun. Aussagekräftiger als die Anzahl der Promovierenden ist vielleicht die der in einem Jahr abgeschlossenen Arbeiten: 2016 waren es 138. Das ist eine Größenordnung, die zeigt, dass die Wuppertaler Uni wirklich gute Arbeit leistet.
Welche Rolle übernimmt das Zentrum für Graduiertenstudien dabei?
Hanebeck: Das ZGS hat eine Schnittstellenfunktion und bündelt alle Angebote für Promovierende, von Coachings für wissenschaftliches Arbeiten über die Unterstützung von Forschungsprojekten und Arbeitsgruppen bis hin zur Organisation von vernetzenden Freizeitaktivitäten. Das grundsätzliche Ziel ist, Promovierenden in allen Phasen ihrer Arbeit ergänzende Unterstützungsangebote zur Seite zu stellen.
Warum ist dieses Angebot über die normale Betreuung hinaus nötig?
Hanebeck: Ich stelle immer wieder fest, dass viele Interessenten gar nicht genau wissen, was eine Promotion beinhaltet: Wie sieht ein Betreuungsverhältnis aus, gibt es Zulassungsvoraussetzungen, wie sind die Karriereaussichten? Die Promotionskultur hat sich radikal verändert, es wird immer mehr erwartet: Beteiligung an Drittmittelanträgen, Veröffentlichungen, Konferenzreisen. Es gibt immer einen gewissen Druck, überall mitzuspielen, aber dabei soll alles genauso schnell gehen wie früher. Eine Promotion ist eine große Herausforderung, die sehr interessant ist und sehr erfüllend sein kann, die aber auch besondere Fähigkeiten verlangt.
Und darauf soll die Reihe „Wege zur Promotion“ hinweisen?
Hanebeck: Genau, das ist die Workshopreihe für die ersten Schritte, beginnend mit der Frage, was für oder auch gegen eine Promotion spricht. Im zweiten Teil geht es um Finanzierungsmöglichkeiten und im dritten um das Schreiben des Exposés, das entscheidend für die Vergabe von Stipendien ist. Allerdings führen wir auch Einzelgespräche mit Studierenden, in denen wir individuell auf deren Motivation eingehen.
Welche Motivationen sind das?
Hanebeck: Das ist sehr unterschiedlich. Die wissenschaftlichen Karrierechancen sind statistisch gesehen nicht besonders hoch. Allerdings möchten auch 50 bis 60 Prozent der Promovierenden gar nicht an der Universität bleiben. Aus meiner Sicht ist bei allen Fragen um Karrierewege oder finanzielle Anreize der wichtigste Faktor die intrinsische Motivation, das echte Interesse am Fach, Leidenschaft und Begeisterung.