Innenstadt Die Verwaltung hat den Platz am Kolk in Wuppertal umgestaltet - doch die ruhige Oase bleibt nur für eine Woche
Wuppertal · Eine ruhige Oase mitten in der Stadt: Hier gibt es Spiele und Erholungsmöglichkeiten – aber nur für eine Woche
Normalerweise riecht es auf dem Platz am Kolk vor allem nach Abgasen. Doch weil die Fläche aktuell nicht als Parkplatz genutzt wird, sondern zum Kickern, Ausruhen, Plaudern, Spielen und Sprayen, riecht es hier zurzeit nach Rindenmulch und Sprühlack – und es stehen auch keine Autos rum, sondern Liegestühle, Palettenmöbel, ein Kicker und eine Aufstellwand zum Sprayen.
Die Umgestaltung kommt bei den allermeisten, die zufällig oder geplant den Platz am Kolk passieren, ziemlich gut an, berichtet Patrick Müller, stellvertretender Leiter des Hauses der Jugend Elberfeld. Nur wenige Autofahrer hätten sich über die wegfallenden Parkflächen beschwert, die meisten freuten sich über die grüne Oase direkt in der Innenstadt. Doch der grüne, autofreie Platz am Kolk ist nicht für immer: Eine Woche lang – also noch bis Samstag – findet die Aktion hier statt, nur am Freitag wird noch einmal pausiert.
Die Aktion bildet den Auftakt des Projekts „Innenbandstadt“, das durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert wird und die Innenstädte und Zentren strategisch neuausrichten soll. Die Absicht: Der Platz soll anders wahrgenommen werden, erklärt Nikolai Spies, Leiter des Projekts aus dem Fachbereich Stadtentwicklung und regionale Kooperation. Das ist hier schon gelungen: Nicht nur die Jugendlichen und Kinder, die die Wand mit Graffiti-Kunst bemalen und die Griffe am Kicker drehen, dass der Ball nur so fliegt, nehmen den Platz ganz anders wahr – auch diejenigen, die sich vor einem Termin kurz ausruhen oder einfach eine Pause machen wollen, finden auf den Palettenmöbeln einen Moment der Ruhe – mitten im Elberfelder Zentrum zwischen Morianstraße und Kipdorf.
Für alle weiteren Projekte, die entlang der Talachse noch geplant sind, ist der autofreie Platz am Kolk also ein gutes Beispiel. Das betrifft auch die Angebote, die die Stadt hier macht: Es gehe nicht darum, ein großes Programm zu haben, sondern um Möglichkeiten, an denen sich alle beteiligen können. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen zum Engagement ermutigt werden“, sagt Nikolai Spies. Deshalb ist während der Woche, in der der Platz autofrei ist, auch immer eine Ansprechperson von der Stadt vor Ort, die Fragen beantwortet und das Feedback zu dieser Testphase einholt.
Die Auszubildenden des Ressorts Grünflächen und Forsten haben zu Beginn der Woche die Palettenmöbel gebaut – die weitergenutzt werden sollen für weitere Stationen von Innenbandstadt und neben den Liegestühlen eine gemütliche Atmosphäre schaffen. Das Pflaster wurde mit Rindenmulch ausgelegt, der Gemütlichkeit und Ruhe bringt. Einige Pflanzen und Büsche in hölzernen Kübeln schirmen den Platz außerdem zur Straße hin ab und spenden Schatten. Und für diejenigen, die nicht nur entspannen wollen, hat das Haus der Jugend Elberfeld einige Spiele mitgebracht, und am Kicker und an der Graffiti-Wand ist zwischen 16 und 20 Uhr ohnehin immer etwas los.
So schaut ein kleinerer Junge zwei Jugendlichen dabei zu, wie sie nach Vorlage seines Stofftiers eine Figur sprayen, während zwei Mütter mit ihren Söhnen gegeneinander kickern. Bei Windstille kann außerdem Badminton gespielt werden, und wer will, darf Boccia-Kugeln über den Rindenmulch rollen. „Wir möchten die Leute einbinden“, betont Patrick Müller. Das funktioniere besonders nach 18 Uhr gut, wenn die meisten in den Feierabend gehen und auf dem Weg nach Hause am Platz am Kolk vorbeikommen. „Es gibt in Wuppertal viele Bürger, die sehr engagiert sind“, berichtet Patrick Müller von den Erfahrungen, die er durch die Aktion auf dem Platz am Kolk gemacht hat. Denn bei Innenbandstadt gehe es auch die Teilhabe der Bewohnerinnen und Bewohner Wuppertals.
Die meisten reagieren positiv auf die zeitweise Umgestaltung
Die allermeisten Reaktionen auf den Projektauftakt sind positiv, sagen Patrick Müller und Nikolai Spies von der Stadt. Im nahen Umkreis seien ausreichend Parkhäuser und -plätze vorhanden. Und dass der eher graue, zugestellte Platz aktuell von allen genutzt werden kann, dass er begrünt wurde und dass es hier Möglichkeiten zur Entspannung mitten in der Stadt gibt, reicht zur Aufwertung vollkommen aus. Vielleicht zeigt der Platz am Kolk: Es braucht kein großes Programm, sondern Flächen, die nach individuellen Bedürfnissen und Interessen genutzt werden können.