Gedenken Wuppertal: Am Trauerort am Loh entstehen viele Gespräche
Wuppertal · Hospizdienste wollen das Angebot für Kinder und Jugendliche und in andere Statdtteile erweitern.
Von der Resonanz sehr positiv überrascht sind die Initiatoren des Trauerortes an der Nordbahntrasse. Eröffnet vor rund einem dreiviertel Jahr, stehen auf dem 100 Quadratmeter großen Gelände am Bahnhof Loh Stahlstelen in Wellenform als Symbol dafür, dass Trauer nicht in einem linearen Prozess erfolgt.
Auf Bänken können Trauernde in Erinnerung verweilen oder mit anderen Menschen ins Gespräch kommen. In eine mit schwarzen und weißen Bändern umspannte Baumgruppe können Karten aufgehängt werden. Ein Angebot, das viele nutzen. Auf ihnen notieren die Besucher ihre Gedanken oder Erinnerungen an verstorbene Menschen, vermerken, warum oder weswegen sie trauern – oft ein hilfreiches Ritual, wenn in Worte gefasst werden kann, warum man trauert. „Trauern kann man ja aus ganz unterschiedlichen Gründen, nicht nur, wenn man einen geliebten Menschen verliert, sondern auch wegen des Abschieds von Träumen, Freunden oder Wünschen“, erklärt Katharina Ruth, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal.
Einige Hundert der kleinen, von einer Schreinerei ehrenamtlich hergestellten Holzkärtchen wurden schon beschriftet und aufgehangen. Und das in vielen unterschiedlichen Sprachen. So wird der Gedanke, außerhalb konfessioneller Räume einen Ort zu schaffen, an dem Menschen trauern und sich verbunden fühlen können, von vielen angenommen. „Nicht nur von unterschiedlichen Nationalitäten, auch Kinder und Jugendliche kommen vorbei“, so Ruth.
Sie haben vielleicht die Großeltern verloren und bringen auf den Karten ihre Trauer zum Ausdruck. Viel Berührendes und viel Ernsthaftes ist darauf zu lesen. Die Karten, Bleistifte und Anstecknadeln sind am Trauerort in einer Stele vorhanden. Sie werden auch mit nach Hause genommen und dort besonders schön zum Thema Abschied, Trauer und Tod gestaltet.
Trauer gehört
zum Leben dazu
Bewusst wurde der Trauerort sichtbar in der Öffentlichkeit angelegt, mitten im Leben – dort, wo Bewegung und Begegnung ist, denn das Thema der Trauer gehört zum Leben dazu. Konfessionslos, über alle kulturellen Grenzen hinweg, kommen hier Betroffene auch oft ins Gespräch, finden Hilfe und gegenseitigen Trost. „Die Trauer ist nicht das Problem, Trauer ist die Lösung“, zitiert Ruth.
Die Idee, einen Trauerort außerhalb von Friedhöfen zu schaffen, der zahlreiche Menschen in ihrem Anliegen verbinden kann, kam von den vier Hospizdiensten der Christlichen Hospizstiftung, denn ein Friedhof ist nicht für alle der richtige Trauerort, insbesondere, wenn Angehörige dort gar nicht begraben sind.
Einmal wöchentlich, donnerstags ab 14 Uhr, kommen Ehrenamtler als Ansprechpartner dorthin. Dabei entstehen auch ganz zufällige Gespräche, berichtet Ruth. Das Projekt mit dem künstlerisch und gärtnerisch angelegten Platz finanziert sich über Spenden, über die sich die Hospiz-Stiftung auch weiterhin freut. Denn es ist eine Erweiterung angedacht. „Planungen für einen Standort in Vohwinkel laufen momentan“, so Ruth.
Außerdem seien die Hospizdienste zu der Erkenntnis gekommen, dass es zu wenige Angebote für Kinder und Jugendliche gibt. Auch hier sei die Überlegung, das Angebot auszuweiten. Ruth freut sich, dass sich aus der ursprünglichen Idee neue Ansätze entwickelt haben. So wurde ein Flyer erstellt, auf dem per QR-Code auf die Homepage geleitet wird.