Fluss Die Wupper wird noch erlebbarer
Wuppertal · Bis 2025 will der Wupperverband fünf weitere Flusskilometer renaturieren. Verein Neue Ufer plant einen neuen Zugang in Barmen.
Der mühsame Weg der Wupper von einer Kloake mit dem Spitznamen „schwarzer Fluss“ zurück zu ihren Wurzeln als sauberes Gewässer mit vielen Lachsen ist noch lange nicht abgeschlossen. Allen voran der Wupperverband und der Verein Neue Ufer wollen auch in den kommenden Jahren mit verschiedenen Maßnahmen die Wupper stärken und für die Menschen erlebbarer machen. „Man kann noch viel mehr Ideen entwickeln“, ist sich Dajana Meier, Vorsitzende des Vereins Neue Ufer, sicher.
Ein aktuelles Beispiel: Der Verein hat sich dafür eingesetzt, dass der Bau einer neuen Treppe als Zugang an die Wupper in Barmen wieder Teil des integrierten Handlungskonzeptes im Stadtteil ist. Der Wupperzugang im Bereich der Adlerbrücke (Straße Unterdörnen) ist nun für die Umsetzung 2020/21 vorgesehen. „Die Treppe haben wir schon vor zehn Jahren geplant. Die Planungen und die wasserrechtliche Genehmigung liegen bereits vor“, sagt Meier, die mit ihrem Verein dafür sorgen will, dass das Projekt nicht erneut in Vergessenheit gerät - und im besten Fall früher umgesetzt wird. Bislang scheiterte die Umsetzung an der Finanzierung. Zuletzt waren 50 000 Euro an Kosten kalkuliert.
Der Verein jongliert nebenher mit vielen weiteren Bällen: vom Wupperradweg, der bis 2025 entlang des Flusses ausgewiesen werden soll, über den Umbau des Flutgrabens in eine Gracht bis hin zu Störsteinen im Gewässer - für einen Tuffi-Stein kann aktuell im Rahmen des Bürgerbudgets abgestimmt werden.
Neue Ufer bringt die Menschen näher an die Wupper. Dass die Wuppertaler dies überhaupt wollen, ist dem Wupperverband zu verdanken. Mit dem Beginn der Industrialisierung wandelte sich die Wupper nämlich vom Paradies für Fischer zur Abwasser-Rinne. „Alles wanderte in den Fluss. Es gab damals keine Kanalisation und nur eine Kläranlage, die mit den heutigen Standards nicht zu vergleichen ist“, berichtet Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbandes. Das hatte zur Folge, dass die Menschen nicht viel mit dem Fluss zu tun haben wollten. Es wurden Bänke gebaut, auf denen man mit dem Rücken zum Ufer saß. Im Sommer gab es schon mal „Stinkefrei“ an Leichlinger Schulen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es keine Freude, flussabwärts von Wuppertal zu leben. Bei Messungen von 1973 erhielt das Gewässer zwischen Wuppertal und der Mündung in den Rhein bei Leverkusen die Güteklasse „5 - übermäßig verschmutzt“. 1980 schwamm kein einziger Fisch mehr in der unteren Wupper. 1990 verbesserte sich das Teilstück jenseits der Stadt auf die Güteklasse „3 - stark verschmutzt“. Inzwischen hat der Fluss die Güteklasse „2 - mäßig belastet“.
15 Flusskilometer hat der Verein
bereits naturnah ertüchtigt
Zu diesem Erfolg hat vor allem die Aufrüstung der Kläranlagen geführt. Die Rahmen-Abwasserverwaltungsvorschrift vom 9. November 1989 verlangte es, dass Kläranlage auch Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aus dem Wasser filtern, die durch menschliche Ausscheidungen ins Wasser gelangen und der Flussqualität schaden.
Die Natur erholt sich wieder - langsam. 2001 fing der Fischerei-Verein wieder einen Lachs in der Wupper. Inzwischen wurden 32 Fischarten in dem Mittelgebirgsfluss registriert, von der Äsche über die Bachforelle bis zur Barbe. Ein Problem für die Fische sind die Stauanlagen und Wehre, die ihre Wanderung zu den Laichgründen vermeiden. Doch auch hier gibt es Fortschritte: Seit 2014 ist die Wupper dank sogenannter Fischaufstiege auf 75 Kilometern wieder durchgängig zu durchschwimmen.
Trotz allen Erfolgen in der Wasserqualität betont Susanne Fischer: „Die Wupper ist kein Badegewässer.“ So enthalte das Wasser noch immer mehr Keime als beispielsweise ein Badesee. In den Kläranlagen werde das Wasser auch heute nicht zu 100 Prozent von Keimen befreit. Außerdem werde bei starkem Regen auch immer wieder stark verdünntes Abwasser aus dem Kanal kontrolliert in die Wupper geleitet.
Die Transformation der Wupper ist noch nicht abgeschlossen. Stadt und Wupperverband haben sich darauf geeinigt, bis 2025 15 Flusskilometer naturnah zu ertüchtigen. Große Erfolge sind bereits zwischen Zoo und Rutenbeck oder in Beyenburg-Laaken zu sehen, wo das Flussbett erweitert und mit Inseln aufgewertet wurde.
Fast zehn Kilometer der Wupper verlaufen dadurch wieder natürlicher, weniger kanalartig. In den kommenden Jahren werden an fünf weiteren Ufer-Kilometern die Bagger die Wupper bei ihrer wichtigen Genesung unterstützen. »S.15