Wuppertal Stadt zieht Lehren aus Starkregen vom 29. Mai 2018
Die Starkregengefahrenkarte soll Grundlage sein für eine Risikoanalyse. Bauvorhaben sollen regensicher werden.
Bevor vor einem Jahr, am 29. Mai, fünf Milliarden Liter Regen auf Elberfeld und Barmen niederregneten, hatte noch keiner im Sinn, wie wichtig die geplante Starkregengefahrenkarte von Stadt, Stadtwerken und Wupperverband werden würde. Jetzt soll sie Grundlage werden für eine Risikoanalyse und darauffolgende Maßnahmen, um die Stadt besser auf solche Unwetter vorzubereiten. Denn angesichts des Klimawandels geht man nicht davon aus, dass es bei einem einmaligen Starkregen dieser Art bleibt.
Die Karte, mit der man sich online informieren kann, wo welche Pegel bei welchen Regenmassen zu erwarten sind, war schon Ende 2017 in Auftrag gegeben worden. Sie ist seit dem 10. Dezember 2018 online und wurde bisher rund 10 000 aufgerufen. Die Stadtwerke haben darauffolgend auch 30 Beratungsgespräche mit Hausbesitzern zu Schutzmaßnahmen geführt.
Reinhard Gierse von der Umweltplanung der Stadt sagt, dass die Karte jetzt Grundlage werden soll für eine vom Land geförderte Risikoanalyse mit darauf aufbauendem Maßnahmenkatalog. So soll die Stadt sich künftig besser auf vergleichbare Wetterlagen einstellen. Die Risikoanalyse soll vor allem die empfindliche Infrastruktur einbeziehen: Schulen, Kindergärten, Stromkästen, Einläufe in Einkaufszentren und dergleichen. Dann werden Handlungsempfehlungen erarbeitet für städtebauliche Anpassungen. Etwa könne folgen, dass Eingänge nicht im möglichen Hochwasserbereich liegen dürfen, Fenster und Keller und Fenster besser geschützt werden müssen, oder dass in Sachen Bauverdichtung sichergestellt bleiben muss, dass das Wasser in Richtung Wupper fließen könne.
Gerad ein Anbetracht der Suche nach neuen Baugrundstücken dürfte das interessant sein,.
Langfristig müsse es laut Gierse darum gehen, Wuppertal zur „Schwammstadt“ zu machen, also zu einer Stadt, die das Wasser möglichst auffangen können soll. Er denkt an verpflichtende Dachbegrünungen, die etwa auch gegen Hitze in der Stadt wirken würden.
Laut Kämmrer Slawig hat die Stadt mit Schäden von Rund 7,5 Millionen Euro zu tun gehabt. Gerade im Straßenbau sei man immer noch dabei, Schäden zu beheben. Dieses Jahr lägen die Kosten allein bei 300 000 Euro. Darüber hinaus seien „Tausende Akten“ aus dem Rathauskeller beschädigt worden. Für deren Rettung oder Vernichtung werde eine Ausschreibung erarbeitet.
Christian Massing, der die Projekte zur Entwässerung bei den Stadtwerken plant, sagt, dass der Starkregen schon bei vielen vergessen sei. Er appelliert an alle Bürger, sich mit möglichen Gefahren auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen.
Für den Wupperverband ging es nach dem Unwetter in erster Linie um die Wiederherstellung der Bachläufe. Pressesprecherin Susanne Fischer nennt den Kothener, den Springer, den Mirker und den Auer Bach als Beispiele. Es habe Monate gedauert, die Läufe wieder als solche erkennbar zu machen.
Der Wupperverband ist zudem, auch schon vor dem Hochwasser, regelmäßig mit dem Reinigen der Rechen vor den unterirdischen Bachläufen beschäftigt. Die seien wegen der topografischen und baulichen Besonderheiten der Stadt auch nicht veränderbar.
Mit Blick auf die Bäche und die Kanalisation sagt sie: „Jedes System ist bei so einem Regenereignis überlastet“. Auch deshalb ruft auch sie zur Vorsorge auf.