Ein Park wird nach Nazi-Opfern benannt
Wuppertal ehrt das Ehepaar Gerszt. Am Freitag reisen auch Zeitzeugen aus dem Ausland an.
Wuppertal. An die Verfolgten der NS-Zeit erinnern und zu Diskussionen anregen, das möchte der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung in Wuppertal. An diesem Freitag richtet er deshalb den 71. Gedenktag der Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus aus. Erster Programmpunkt der Feier ist um 15 Uhr die offizielle Einweihung des „Rita und Izchok Gerszt Parks“ an der Josefstraße (WZ berichtete).
Angehörige der Familie Gerszt reisen dafür extra aus Südfrankreich an. Die Geigerin Roswitha Dasch und die Akkordeonistin Katharina Müther singen dazu jiddische Lieder. Ab 16.30 Uhr wird dann im Deweerth’schen Garten unter einem Zelt ein Befreiungsfest gefeiert. Dazu kommen auch viele Zeitzeugen und Angehörige nach Wuppertal. „Wir haben neue Mitglieder der Widerstandsgruppe ,De Zwarte Hand’ aus Antwerpen gefunden“, erzählt Stephan Stracke vom Verein.
111 junge Intellektuelle hatten 1941 Widerstand gegen die deutschen Besatzer geleistet. Sie wurden von den Nazis ins Gefängnis Wuppertal-Bendahl verschleppt und von dort aus in KZs weiterverteilt oder sofort hingerichtet. Von den 37 Überlebenden kommen zwei am Freitag zur Gedenkfeier. Ebenso reist ein ganzer Bus mit Niederländern an, die 1944 aus Roermond deportiert und in Wuppertal zum Arbeitseinsatz gezwungen worden waren. „Für diese Menschen ist Wuppertal ein wichtiger Bezugspunkt. Und jetzt fangen auch die Kinder der Verfolgten an, sich zu interessieren“, haben Dieter Nelles und Stephan Stracke gemerkt. Über ihre Internet-Seite www.gedenkbuch-wuppertal.de melden sich immer wieder Verfolgte der Nazi-Zeit oder deren Nachkommen. „Die Würdigung etwa durch die Gedenkfeier ist ihnen ganz wichtig.“
Bei der Feier singen die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit der Microphone Mafia sowie Dirk Hespers, dessen Vater als Widerstandskämpfer hingerichtet wurde. Außerdem tritt die Showgruppe des deutsch-russischen Kulturzentrums Applaus auf. Spenden, die die Gedenkfeier ermöglichen, werden von der Bethe-Stiftung bis Mitte Juni verdoppelt. Ein weiterer Höhepunkt ist für den Verein eine Bustour am 23. April zu ehemaligen Mitgliedern des niederländischen „Wuppertal-Komitees“. Sie setzten sich 1935 für die Verfolgten der Wuppertaler Gewerkschaftsproteste ein. „Wir wollen damit auch Danke sagen“, erklärt Stracke. In Amsterdam treffen Wuppertaler Historiker, Politiker und Wissenschaftler auf Zeitzeugen. Die Fahrt ist ausverkauft. Außerdem hat der Verein die Broschüre „Vergessene Orte - eine Trassentour auf den Spuren der NS-Zeit in Wuppertal“ neu aufgelegt.
gedenkbuch-wuppertal.de