Heilige Schrift Einblicke in das Wuppertaler Bibelmuseum

Wuppertal · Auf einer Fläche von fast 2000 Quadratmetern werden zahlreiche Artefakte von der Antike bis zur Neuzeit ausgestellt.

Historikerin Jeanette Heinemann arbeitet seit Anfang des Jahres im Museum mit.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Es ist das meistgedruckte sowie am häufigsten übersetzte und publizierte Buch der Welt. Die Bibel hat mit ihrer über 3000-jährigen Historie bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Auch für nicht-religiöse Menschen ist ein Einblick in die Entstehung der Heiligen Schrift und ihre Entwicklung lohnend. Dazu gibt es im Wuppertaler Museum für Bibelgeschichte ausführlich Gelegenheit. Auf Einladung der Friedrich-Spee-Akademie wurde für die Vereinsmitglieder am vergangenen Dienstag eine spannende Führung durch die weitläufige Einrichtung angeboten. Auf einer Fläche von fast 2000 Quadratmetern werden hier zahlreiche Artefakte von der Antike bis zur Neuzeit ausgestellt. Außerdem verfügt das Museum über die deutschlandweit größte Sammlung ausländischer Bibeln.

Die enorme Verbreitung, die das Buch der Bücher seit der Erfindung des Druckverfahrens im 15. Jahrhundert erlebt hat, steht im starken Widerspruch zu seiner Seltenheit im Mittelalter. „Die meisten Menschen hatten damals keinen direkten Zugang zu Bibeln“, erklärt Experte Frank Warias vom Museumsteam. Neben fehlenden Schreib-, Lese- und Lateinkenntnissen spielten auch die enormen Kosten der Herstellung eine entscheidende Rolle. Oft handelte es sich bei den prachtvollen Ausgaben um reine Statussymbole, die Abschrift konnte inklusive aufwendiger Illustrationen mehrere Jahre dauern. „Bibeln waren oft nicht zum Lesen da“, erläutert Frank Warias. Insofern führten der Buchdruck sowie die Übersetzung durch Martin Luther zu einer wichtigen Zäsur.

Gleichwohl ist die Bibel eng mit der wachsenden Bedeutung der Verschriftlichung von Sprache schon seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus verknüpft. Im Museum wird das durch zahlreiche Ausstellungsstücke eindrucksvoll dokumentiert. Hier können die Besucher kunstvolle Keilschriften erkunden und sich über die Herstellung von Papyrus und Pergament informieren. „Die damals lebenden Menschen hatten bereits eine reiche Kultur“, erklärt Frank Warias. Bis heute seien allein über eine Million Keilschrifttafeln erhalten.

300 Jahre alte und handgeschriebene Torarolle

Diese historischen Quellen enthalten laut dem versierten Bibelkenner nicht wenige Ereignisse, auf die auch im Alten Testament Bezug genommen wird. Dessen Entstehung wird auf die Zeit zwischen 1500 und 400 vor Christus datiert. „Wir finden hier immer wieder Parallelen, was eine geschichtliche Einordnung ermöglicht“, so Warias. Insofern sei die Bibel auch ein „historisch geerdetes“ Dokument. Im Museum staunten die Besucher der Führung über eine großformatige Torarolle mit einer Länge von über 45 Metern. Dabei handelt es sich um ein 300 Jahre altes und handgeschriebenes Original aus Russland.

Auch die Geschichte des Neuen Testaments wird im Museum ausführlich dokumentiert. Dessen Texte entstanden zwischen 50 und 120 nach Christus. „Viele Zeitgenossen von Jesus haben damals noch gelebt“, sagt Frank Warias. Es gebe eine Vielzahl von Abschriften, von denen die Ältesten bis zu 30 Jahre an die Originale heranreichen. Schon ab Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts sei das Neue Testament in der weitgehend heutigen Textform verbreitet gewesen. „Das lässt sich gut dokumentieren“, so Frank Warias.

Mit ihrem lebendigen Ansatz möchte das ehrenamtlich arbeitende Team des Museums die Besucher für die faszinierende Geschichte der Bibel begeistern. Auch Kinder und Jugendliche werden mit Führungen für Schulklassen gezielt angesprochen und lernen etwa ganz praktisch, wie eine historische Druckerpresse bedient wird. „Das kommt sehr gut an“, berichtet Jeanette Heinemann. Die junge Historikerin arbeitet seit Anfang des Jahres in der Einrichtung mit. „Als überzeugte Christin macht es mir große Freude, mich hier einzubringen“, so die 24-Jährige. Besonders beeindruckend findet sie die 1654 Bibelübersetzungen der Sammlung. „Das ist wirklich einzigartig“, betont Jeanette Heinemann.

Auch Hildegard Krüger von der Friedrich-Spee-Akademie zeigte sich von der Ausstellung mit Führung sehr angetan. „Das Museum hat wirklich viel zu bieten“, findet sie.