Verkauswagen Der „Tante-Emma-Laden“ rollt zum Wuppertaler Paul-Hanisch-Haus
Wuppertal · Im Verkaufswagen arbeiten vorwiegend Menschen mit Handicap.
Wenn der Weg zu den Einkaufsmöglichkeiten in den Supermärkten zu weit und zu beschwerlich ist, kommt der Supermarkt einfach direkt zu den Verbrauchern. Das gilt seit vergangenem Mittwoch zumindest einmal pro Woche für die 312 Bewohner des Caritas-Altenzentrums Paul-Hanisch-Haus in der Stockmannsmühle auf dem Nützenberg.
Bärbel Albrecht-Maihöfer, die Leiterin des dortigen Sozialdienstes, hatte kürzlich bei einem Besuch im Cap-Markt am Eckbusch die Idee, den schon seit einigen Jahren betriebenen „rollenden Tante-Emma-Laden“ doch auch zum Paul-Hanisch-Haus einzuladen. „Zumal die Cap-Markt-Philosophie, Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben zu integrieren, auch sehr gut zu einem Seniorenzentrum passt.“ Ein Gedanke, der schnell Wirklichkeit wurde, und seitdem visiert der Verkaufswagen des Marktes, in dem vorwiegend Menschen mit Handicap arbeiten, das Caritas-Altenzentrum als dort mit Freuden erwartetes Ziel an.
Gegen 9.15 Uhr geht die seitliche Klappe des Cap-Mobils hoch und gibt den Blick auf ein stattliches Lebensmittel-Angebot frei. Zwar haben die beiden Verkäuferinnen Sandra Müller und Regina Köllin auf den wenigen Quadratmetern Stauraum nicht das gesamte Warenangebot ihres Marktes unterbringen können, doch es reicht aus, damit sich die Damen und Herren neben ihrer „Vollverpflegung“ mal ein kleines Extra gönnen können. Und die beiden Verkäuferinnen haben selbstverständlich auch ein offenes Ohr für etwaige Sonderwünsche ihrer Kundschaft, die dann eine Woche später nach besten Möglichkeiten erfüllt werden.
Der persönliche Kontakt macht den Unterschied
Der frisch angemachte Gurkensalat, der wohl in der Vorwoche gewünscht wurde, liegt appetitlich verpackt in der Auslage. Und die frischen Brötchen und die Fischstäbchen, auf die Senior Stefan van Wal Lust hat, wurden auch notiert. „Hervorragend“, fand van Wal die Idee vom Markt auf vier Rädern, und die Damen und Herren, die zu Fuß, mit und ohne Rollator oder per angeschobenem Rollstuhl zum mobilen Laden gekommen sind, sehen das ähnlich.
„Leider gibt es hier im hoch gelegenen Wohngebiet weit und breit keine Geschäfte. Und wenn die älteren Herrschaften ihre Einkäufe auch per Bus ins Haus bringen möchten, dann ist das schon sehr beschwerlich,“ erzählt Bärbel Albrecht-Maihöfer und weiß aus Erfahrung: „Wenn man den hilfsbereiten Freunden und Verwandten einen Einkaufszettel mitgibt, dann ist es doch trotzdem ein Unterschied zum persönlichen Kontakt mit der Auslage.“ Da werden doch, wenn man dann ein leckeres Stück Käse, knackige Äpfel oder Kiwis, einen pikanten Fleischsalat oder Plätzchen, Schokolade und Lakritz sieht, längst vergessene Gelüste geweckt und können gleich an Ort und Stelle gestillt werden.
Das alles zu Preisen, die knapp über denen im Edeka-Cap-Markt am Eckbusch liegen, denn schließlich erfordert das Angebot vor Ort seitens des Marktes zusätzlichen Aufwand, und die Kunden ersparen sich weite und angesichts der Höhenlage in der Stockmannsmühle oft mühselige Wege. Wobei das gut einstündige Angebot im Verkaufswagen nicht nur den Bewohnern des Paul-Hanisch-Hauses zur Verfügung steht. „Ich bin sicher, dass auch die Anwohner rund um das Caritas-Altenzentrum gern hier auf den Hof zum Cap-Mobil kommen werden, wenn sich das erst einmal herumgesprochen hat“, so Bärbel Albrecht-Maihöfer, die auch einen nahe gelegenen Kindergarten über die Einkaufsmöglichkeiten auf dem Hof des Altenzentrums informiert hat.
Zwar herrschten am Mittwochmorgen Temperaturen im einstelligen Minusbereich und schürten damit nicht unbedingt ein Klima für gemütlichen Plausch in der Warteschlange, doch die Initiatorin hat schon einige Ideen für wärmere Tage: „Da könnte man hier noch Tische und Stühle aufstellen und hätte an jedem Mittwochmorgen einen gemütlichen Treff, bei dem sich die Menschen kennen lernen und unterhalten könnten.“
Gedanken, die sicher nicht nur bei den Bewohnern Anklang finden würden, sondern sicher auch bei jungen Menschen, wie bei der 19 Jahre alten Melissa, die im Altenzentrum ihr soziales Jahr absolviert und der es Freude macht, ihre Schützlinge beispielsweise im Rollstuhl zum Verkaufswagen zu begleiten.