Elberfeld war während der NS-Zeit Gauhauptstadt
Zahlreiche Gebäude im Stadtteil erinnern an den Nationalsozialismus. Michael Okroy zeigte historisch bedeutsame Orte beim Rundgang.
Elberfeld. Das einst eigenständige Elberfeld war eine der wichtigsten Städte für die nationalsozialistische Bewegung in Westdeutschland in den 1920er Jahren. Viele wichtige Gebäude aus der NS-Zeit sind auch heute noch im Wuppertaler Stadtteil zu sehen. Michael Okroy von der Begegnungsstätte Alte Synagoge zeigte einige der Häuser bei einem historischen Stadtspaziergang am vergangenen Sonntag.
Mit dem Rundgang unter dem Titel „Das braune Elberfeld“ startete die Begegnungsstätte ihre diesjährige Serie mit Führungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Wuppertal. Denn diese ist sehr umfangreich, viele wichtige Gebäude liegen nah aneinander. Michael Okroy scherzte: „Wenn ich alles erzählen wollte, dann würde die Tour mehr als vier Stunden dauern.“ Doch auch bei einer Länge von nur zwei Stunden konnte Okroy den Teilnehmern unbekannte Orte und neue Blickwinkel auf die NS-Zeit vorstellen.
Nicht umsonst wählte der freie Mitarbeiter der Alten Synagoge die Grünanlagen der Zentralbibliothek als Ausgangspunkt. Denn auf der gegenüberliegenden Seite der Kasinostraße steht das evangelische Vereinshaus, in dem sich heute ein Altenheim befindet. Okroy erklärte: „Dies war das Zentrum des protestantischen Gemeindelebens.“ In den unteren Geschossen habe sich ein Versammlungsraum sowie Gastronomie befunden. „Das waren begünstigte Faktoren, dass Elberfeld zu einem der wichtigsten Treffpunkte der Deutschnationalen in Wuppertal wurde.“ Er berichtete, bereits ein halbes Jahr nach der Gründung des NSDAP-Ortsvereins im September 1922 kam Adolf Hitler das erste Mal dorthin.
Erstaunt zeigten sich die Teilnehmer, als Michael Okroy erläuterte, welche Einrichtung in den vermieteten oberen Etagen eingezogen war. „Es ist sehr interessant, dass dort das Präsidium der preußischen Schutzpolizei für Elberfeld und Barmen war.“ Nach der Entmachtung der Schutzpolizei wurden die Räume ab 1933 von der Gestapo genutzt oder auch Versteigerungen von Möbeln deportierter Juden durchgeführt.
Zu vielen Stationen des his-torischen Stadtrundgangs konnte Okroy sehr ausführlich das Handeln der Nationalsozialisten und auch des in Elberfeld wohnenden Joseph Goebbels schildern. In der Auer Schulstraße blieb er vor einem Haus stehen, welches eine von drei Geschäftsstellen der Gauleitung für den Großgau Ruhr beinhaltete. „Denn Wuppertal war dessen Gauhauptstadt.“Michael Okroy von der Begegnungsstätte zeigte aber auch bekanntere Orte wie etwa das ehemalige Warenhaus der Leonhard Tietz AG oder auch den Deweertschen Garten, wo sich bis 1945 in der früheren Villa Frowein die NSDAP-Kreisleitung für Wuppertal befand.