Ausstellung Ellen Blank-Hasselwander und Odile Liron-Schlechtiemen stellen gemeinsam in Wuppertal aus
Wuppertal · Am Sonntag, 9. Juni, wird die Ausstellung eröffnet.
Vielleicht sind sie mehr als zwei langjährige Mitglieder der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG). Der Blick in die erste gemeinsame Ausstellung jedenfalls wirkt harmonisch. Die feinen, eher kleinformatigen Arbeiten fügen sich zu einem Gesamtbild. Selbst die unterschiedlichen Techniken – hier Zeichnung, dort Radierung –, die dezente Farbigkeit passen zueinander. Vielleicht könnte man ihre Schau mit „Das Geistige in der Kunst“ überschreiben, überlegt Odile Liron-Schlechtriemen und Ellen Blank-Hasselwander nickt zustimmend. Aber auch ohne Titel wird deutlich: Hier verehren zwei Künstlerinnen das Schaffen der jeweils anderen. Ohne viele Worte. Am Sonntag, 9. Juni, wird die Ausstellung eröffnet.
Im letzten Jahr kam die gebürtige Pariserin Liron-Schlechtriemen auf die gebürtige Leichlingerin Blank-Hasselwander zu, weil diese „so wunderbar zeichnen kann und außerdem nicht so knallige Farben verwendet.“ Die heute 71-Jährige schlug das gemeinsame Projekt vor, in das sie ein kleines Radierungskabinett einbringen wollte. Und stieß sofort auf Gegenliebe, zumal die heute 85-Jährige wiederum großen Respekt für ihre Arbeit hegt, bei der sie schwierige, gefährliche und arbeitsintensive Techniken einsetzt. Nun zeigen sie gemeinsam 46 Bilder, die die Wände des kleinen Studios in feiner Reihe bedecken.
Eine Auswahl jüngerer Arbeiten, die zum Teil auch das aktuelle politische Geschehen spiegeln. Was nicht geplant war, aber durch den Krieg in der Ukraine und den Tod Alexei Nawalnys sowie den Nahost-Krieg ausgelöst wurde. Und so hängt Blank-Hasselwander das Bild „Kriegsgreuel“ zwischen ihre Traumbilder, darauf eine zerstörte Fantasiehäuserfront hinter Dornendraht, zeigt Liron-Schlechtriemen zwei Porträts des russischen Oppositionspolitikers und eines des ukrainischen Präsidenten. Nawalny erscheint als Friedenskämpfer und Lichtgestalt, sein Gesicht ist mit feinem Kolophonium besprüht, um einen Lichtstrahl zu erzeugen, außerdem fließen blattgoldene Tränen über sein Gesicht. Der Tod Nawalnys habe sie sehr betroffen gemacht, erzählt die Französin, weshalb sie ihn als Lichtgestalt darstellt. Das Porträt Selenskys wiederum erinnert daran, dass „ein freies Land wie die Ukraine nicht angegriffen werden darf.“ Daneben, auch das aus dramatischem wie aktuellem Anlass, zwei Porträts von Daniel Barenboim, der sich als hochrangiger Musiker für Frieden und Völkerrecht in Nahost einsetzt.
Ellen Blank-Hasselwander sieht sich in der Tradition des Surrealismus. Sie übertrage Traumprozesse in ihre Bildsprache, sagt sie. Sie plant ihre Bilder nicht, deren Motive wachsen, beim Tun aus konkreten wie abstrakten Dingen entstehen. Sich ergeben. Ihr Werkzeug sind Bleistift und Tempera, auf die sie zeichnet. In ihren Bildern „zerfließen die Spuren des Realen, des Vertrauten in irreale Formen“, deren Plastizität sie mit Farbe unterstütze. Die Auswahl der Braun- oder Blautöne betone den Dualismus von Körper und Seele, Erdverbundenheit und ätherischer Lösung. Interaktion von Farbe und gewachsenem Motiv, im Schaffensprozess, und mit dem Betrachter sind ihr wichtig. Sie will ihn zu Assoziationen, Träumereien anregen.
Klaviereinspielungen von Mozart und Debussy zur Vernissage
„Olivenbaum-Italien“ heißt ein Bild, das Liron-Schlechtriemen in zwei Phasen erstellt hat. Auf die Aquatinta eines alten Olivenbaumstamms, den sie mit litographischer Tusche bearbeitet hat, um weichere Strukturen zu erzielen, brachte sie später geschnittenes schwarz-weißes Fotomaterial des Baumes auf. Der Kontrast zwischen Grau und Rostrot erzeuge Spannung, begründet sie. Neben der Natur widmet sie sich in der Ausstellung auch dem von Menschen Geschaffenen wie Kathedralen. Zu ihren bevorzugten Techniken zählen Strichätzung, Aquatinta, litographische Tusche, Vernis mou oder auch Mezzointroradierung, zählt sie auf. Techniken, die sie bei der Vernissage auch erläutern will.
Und weil die bildende Künstlerin auch studierte Musikerin ist, gestaltet sie die Eröffnung am Sonntag mit Klavier-Einspielungen: Mozarts Fantasie in d-Moll KV 397 des Salzburgers wählt sie zu ihren Porträts aus, „die auf die Tragik unserer Zeit hinweisen“, und Debussys Stück „Reverie“ passe gut zu Blank-Hasselwanders Traumbildern – findet sie – und fängt genau deren Empfindungen ein, wie diese mit leicht erstauntem Nicken bestätigt.
Vielleicht sind die beiden wirklich mehr als zwei langjährige Mitglieder der BKG.