Erst Beleidigungen im Internet, dann Schläge vor der Schule

Streit im Netz endete mit Gerichtsurteil.

Nordstadt. „Cybermobbing“ nennen es Experten, wenn Opfer gezielt und massiv über das Netz geschmäht und attackiert werden. Dass solche Beleidigungen auch drastische Folgen in der Realität haben können, zeigte jetzt ein Prozess vor dem Amtsgericht. Das verurteilte drei Schüler (einer 15, zwei 16 Jahre alt) wegen gefährlicher Körperverletzung zu jeweils zwei Freizeitarresten und 50 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Gegen einen vierten Schüler wurde das Verfahren eingestellt: Seine Beteiligung konnte nicht nachgewiesen werden.

Ausgangspunkt der handfesten Auseinandersetzung: Das spätere Opfer soll einen der Täter im Internet fremdenfeindlich beleidigt haben. Der Beleidigte wollte sich rächen: Zusammen mit seinen Komplizen lauerte er dem Opfer vor dem Gymnasium Bayreuther Straße auf. Einer der Angeklagten reichte laut Gericht dem Schüler zunächst die Hand — angeblich, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren.

In diesem Moment soll ein anderer ihm von hinten gegen den Kopf geschlagen haben. Ein weiterer Schlag ins Gesicht und ein Tritt gegen den Kopf folgten. Als ein Freund des Opfers ihm zur Hilfe eilte, wurde auch er geschlagen. Erst danach ließen die Angeklagten von den Schülern ab. Das Vorgehen der Angeklagten verglich das Gericht mit einem „Rollkommando“. Neben Arrest und den Sozialstunden verordnete das Gericht den Verurteilten zudem ein Deeskalationstraining.

Bei ihren Opfern entschuldigten sich die Jugendlichen noch im Gerichtssaal per Handschlag. Der Junge, der die Beleidigung im Internet formuliert hatte, erhielt zudem 100 Euro Schmerzensgeld.

Seine Äußerungen im Internet wird er künftig wohl vorsichtiger wählen. Denn der Prozess hat allen Beteiligten gezeigt: Was im Internet passiert, trifft immer Menschen vor dem Bildschirm.