Erstes "Forum Neumarkt": Über echte Werte und schlaues Sparen
Die Sorge, zu viele Wuppertaler könnten unter die Armutsgrenze rutschen, bestimmte das erste „Forum Neumarkt“.
Barmen. Das erste „Forum Neumarkt“ wurde von etwa 60 interessierten Wuppertalern besucht. Die Stadt hatte zu einer Diskussionsrunde zur Sozialpolitik eingeladen, denn bis 2016 soll der Haushalt ausgeglichen sein. Um das zu erreichen, muss sie fleißig sparen — zum Beispiel an Sozialleistungen.
Wie diese Herausforderung gemeistert werden kann, ohne die Schwächeren der Gesellschaft an die Armut zu verlieren, wurde diskutiert. Den Auftakt bildete die Frage, ob unser Wertesystem noch stimmt. Denn „während exorbitante Summen zur Rettung der Banken ausgegeben werden, sind 14,6 Prozent der Wuppertaler armutsgefährdet“, sagte Uwe Temme, Ressortleiter Soziales. Er moderierte den Abend und kritisierte, dass den Menschen eher ein paar Euro in die Hand gedrückt werden, anstatt wirklich Pflege und Fürsorge zu leisten. „Wie sollen die Menschen vernünftig leben, wenn sie keine Perspektive haben“, lautete seine erste Frage an die Podiumsgäste Stadtkämmerer Johannes Slawig, Dezernent Stefan Kühn, Christoph Humburg (Caritas) und Martin Hamburger (Diakonie).
Johannes Slawig forderte, der Bund müsse der Stadt stärker unter die Arme greifen — sonst bilde sich eine kommunale Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Und dann werden die betroffenen Kommunen nicht in der Lage sein, den Kindern und Jugendlichen Infrastruktur und Perspektiven zu bieten.“ Sozialdezernent Stefan Kühn sieht die demokratischen Prinzipien infrage gestellt, da den Städten wegen des Schuldenabbaus keine Gestaltungsmöglichkeit mehr bleibe. „Außerdem werden vom Bund Hürden aufgestellt“, ergänzte Slawig. „Um das anfallende Bürokratiemonster, das die Sozialanträge verursache, zu bewältigen, schafft der Bund zwölf neue Arbeitsplätze in der Stadt.“ Für dieses Geld hätten der Kämmerer und der Sozialdezernent gerne andere Einsatzgebiete im sozialen Bereich gesehen. Und die 50 Millionen Euro Steuergelder, die jährlich für Erziehungshilfe ausgegeben werden, sollten nach Ansicht von Stefan Kühn besser in Präventionsmaßnahmen investiert werden. „Intelligentes Sparen ist unser Ziel“, sagte Kühn abschließend.