Kinder fordern mehr Rücksicht im Straßenverkehr
Aktionen an Kindergärten sollen Unfälle verhindern. Gut 130 Mal pro Jahr verunglücken Kinder auf Wuppertals Straßen.
Wuppertal. Kinder können sehr direkt sein. Darum muss sich der Wuppertaler Verkehrssicherheitsbeamte Dieter Moors beim Training mit Vorschulkindern auch eine Frage gefallen lassen, die schon fast an die Berufsehre geht. „Ich weiß, dass ihr jetzt blaue Uniformen habt. Wo kann man die kaufen?“
Moors trägt es mit Fassung und erklärt, dass derlei Einkäufe Chefsache seien. Prompt kommt der Kommentar: „Bei mir zu Hause gibt es auch einen Chef.“
Damit genug der abschweifenden Gedanken, denn nun geht es an die eigentliche Übung. Die Fußgängerampel zeigt Grün, sieben Kinder bauen sich gemeinsam mit Moors vor den stoppenden Fahrzeugen auf und intonieren ihren Vers: „Wir sind klein und ihr seid groß, auf der Straße ist viel los. Und wenn’s dann ab zur Schule geht, hoffen wir, dass ihr uns seht.“
Hinter den Reimen steckt eine traurige Wahrheit: Kinder werden allzu häufig Opfer von Verkehrsunfällen. Um vorzubeugen, hat die Polizei im bergischen Städtedreieck die Arbeitsgruppe „Neue Wege“ gegründet, zu der neben zwei Polizeibeamten auch Erzieherinnen und Erzieher gehören.
„Sicher ankommen“ war schon 2010 das Ziel der AG für Kinder auf dem Weg zu Schulen, Spielplätzen und Kindergärten. Nun geht es erneut darum, den Nachwuchs für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren, so auch am gestrigen Vormittag in der Städtischen Kindertagesstätte Metzmachersrath.
15 Kinder, die im kommenden Jahr eingeschult werden, nehmen dort an der Übung teil. Wieder und wieder geht es bei Grün auf die Straße. Weil nicht nur die Kinder auf die Gefahren vorbereitet werden sollen, sondern auch die Autofahrer, reichen Erzieherinnen Informationsschriften in die Fahrzeuge.
„Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Barbara Mutz, die Leiterin der Kindertagesstätte. Die Autofahrer würden sehr verständnisvoll auf die Hinweise reagieren.
Bleibt die Frage, welche Erfahrungen die Kinder machen. 90 Minuten nehme das gesamte Training einschließlich einer Vorbereitung in Anspruch. Lara findet, dass es Spaß macht. Ihr gefalle vor allem, dass sie eine Warnweste tragen darf. Anna-Karina hat dagegen mehr Spaß daran, die Autofahrer anhalten zu dürfen.
Hinter dem Spaß steckt die Tatsache, dass die Situation an der Ecke Westfalenweg und Hainstraße nicht gerade überschaubar ist. An mehreren Übergängen reagieren Ampeln auf Anforderung, und das nun mal nicht zur gleichen Zeit. Um einen Unfallschwerpunkt handele es sich jedoch nicht, sagt Moors.