Feuer im Jobcenter: „Ich wollte niemanden töten“
Im Prozess um die Brandstiftung an der Uellendahler Straße ist der Angeklagte geständig.
Wuppertal. Der Schock am 1. September 2011 war groß: Um 16.50 Uhr hatte ein Mann im vierten Stock des Backsteingebäudes an der Uellendahler Straße — angekündigt: „Alle Mann raus — ich zünde die Bude hier jetzt an.“ Der Tatort war ein Flur im Jobcenter. Und dort machte der Wuppertaler ernst: Er verspritzte Benzin und legte Feuer. Verletzt wurde niemand. Noch am selben Tag wurde der Mann festgenommen. Schon bei der Kripo legte er ein Geständnis ab.
Seither befindet sich der 50-Jährige in U-Haft. Jetzt muss er sich vor dem Landgericht wegen schwerer Brandstiftung verantworten. Ihm droht eine hohe Haftstrafe. Auch vor Gericht ist der Mann geständig. Das Feuer habe er gelegt. „Aber ich wollte niemanden töten“, sagte der bislang Unbescholtene im Prozess.
Er habe extra alle lautstark gewarnt, sich vergewissert, dass die Büros leer sind und den Brand am Ende des Flurs gelegt, damit niemandem der Fluchtweg abgeschnitten wird. Ein Zeichen habe er setzen wollen. Es ging um etwa hundert Euro. Die Arge hatte ihm einen Bescheid geschickt. Darin las er, dass er 124 Euro Stütze bekäme. Überwiesen wurden aber nur 45 Euro. Verteidiger Michael Kaps: „Für meinen Mandanten brach die Welt zusammen“.
Am Tattag wollte der Angeklagte die Geldfrage klären. Im Jobcenter sagte man ihm, er müsse warten. Es war wahrscheinlich gar nicht böse gemeint. Die Sachbearbeiterin ist nach Erkenntnis des Gerichts für bis zu 400 Kunden zuständig. Doch dieser eine Kunde spürte ohnmächtige Wut, Verzweiflung. Und er fühlte er sich von oben herab behandelt. Selbst nach der Festnahme war dieser Zorn noch nicht verraucht. Als Brandbeschleuniger habe er sich Super von einer Tankstelle besorgt: „Für die Arge nur das Beste“, soll er bei der Kripo gesagt haben.
Ein Psychiater hat den Angeklagten als „voll schuldfähig“ eingestuft. Der Mann habe zwar seit Jahren Alkoholprobleme. Die Trinkerei sei aber nicht der Auslöser der Tat gewesen.
Nach der Brandstiftung soll er in den Wald gelaufen sein. Dort trank er Bier und weinte. Dann ging er zu seiner Mutter. Er wusste, dass die Polizei dort auf ihn warten würde. Plädoyers und Urteil werden am 20. März erwartet.