Thema des Tages Flüchtlinge. Auf dem Fußballplatz die Sorgen vergessen

Die Flüchtlinge aus dem Art-Hotel spielen bei den Breite Burschen Barmen Fußball — für die Mannschaften eine Selbstverständlichkeit.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Vielen Sprachen, ein Ball - so könnte das Motto im Rauental lauten. Denn der Wuppertaler Fußballverein Breite Burschen Barmen bietet für die vielen Flüchtlinge aus unterschiedlichen Nationen, die im benachbarten Art-Hotel untergebracht sind, ein Fußballtraining an. „Ich habe in meiner Truppe sieben oder acht Nationalitäten vertreten. Gesprochen wird Englisch, Französisch, Arabisch und Türkisch“, erklärt Jugendtrainer Andreas Holt, der ehrenamtlich die Flüchtlingsgruppe trainiert.

Aus 16 bis 45-jährigen Hobbyfußballspielern besteht das Team um Trainer Holt. Zur Trainingsgruppe aus mehr als 20 Spielern gehören auch Ahmad Camara (18) und Mustafa Bouherda (27). „Wir sind sehr dankbar, dass wir in dieser Mannschaft sein dürfen und unseren Stress und all unsere Sorgen auf dem Fußballplatz vergessen können“, sagt Bouherda aus Marokko.

Camara sieht den Sport als Verbindungsmittel zu anderen Menschen. „Woanders ist es viel schwieriger, sich zu integrieren, sei es auf der Straße oder im Bus. Hier geht es um Respekt und Freundlichkeit untereinander“, sagt der 18-Jährige aus Guinea.

Mit viel Freude kicken die Flüchtlinge jeden Montagabend für gut zwei Stunden zusammen auf dem neuen Kunstrasenplatz. Und sollte es doch einmal Kommunikationsprobleme für Trainer Andreas Holt oder unter den Spielern geben, steht dem Team Sahli Mohamed bei. Er ist Sozialbetreuer bei den Maltesern, spielt mit der Truppe und spricht außer Deutsch auch fließend Englisch, Französisch, Arabisch und Türkisch. „Er ist eine super Hilfe für das gesamte Team“, sagt Silke Thielmann, Vorstandsmitglied bei den Breite Burschen Barmen, die das Projekt leitet und die Verbindung zwischen Verein und Art-Hotel hergestellt hat.

Doch nicht nur in der neugegründeten Trainingsgruppe können Flüchtlinge im Rauental gegen den Ball treten. Vier Jugendliche trainieren in der A- und B-Jugend des Vereins, drei weitere Spieler bei den D-Junioren. Die neuen Kicker von A- und B-Jugendtrainer Marco Hausmann kommen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Pakistan. „Sie lernen Deutsch und im Zweifel nehmen wir sie an die Hand. Im Grunde ist es für meine Jungs der A- und B-Junioren im Trainingsalltag schon ganz selbstverständlich.“

Überrascht zeigte sich Hausmann, dass die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft recht gut mit Trainingsbekleidung ausgestattet waren. Silke Thielmann und ihr Team haben dennoch Schuhe für alle neuen Fußballer im Rauental gesammelt und durch Spenden bekommen.

Mustafa Bouherda

Nächstes Ziel im Juniorenbereich ist es, die Flüchtlinge weiter ins Team zu integrieren. „Ich habe die Spielerpässe an den Fußballverband Niederrhein geschickt. Wenn alles passt, sollen die Flüchtlinge am Spielbetrieb teilnehmen“, erklärt Hausmann. Dadurch würden die vier Flüchtlinge im Team von Hausmann offiziell Mitglieder bei den Breite Burschen, können Pflichtspiele absolvieren, sind über den Landessportbund versichert.

Die Fußballbegeisterung im Rauental ist so groß, dass die Verantwortlichen spontan ihre Kapazitäten erweitern mussten und kurzerhand die Spielerzahl in der Montagsgruppe von 20 auf 28 aufstockten. „Da im Art-Hotel mehr als 300 Flüchtlinge leben, von denen 60 bis 70 Fußball spielen wollen, müssen wir wahrscheinlich demnächst mit den Spielern rotieren“, erklärt Silke Thielmann.

Dabei müssen die Spieler von Andreas Holt warten, bis sie die endgültige Gewissheit haben, in Wuppertal bleiben zu können. Bis dahin wollen sie einfach nur Spaß am wöchentlichen Training haben. Das läuft einfacher, als sich Trainer Holt das zu Beginn ausgemalt hatte: „Ich habe mich ein wenig auf Englisch vorbereitet, verschiedene Begriffe gelernt. Doch nach den ersten 15 Minuten waren alle Berührungsängste verloren und auch die Verständigung klappte.“

Mustafa Bouherda bringt es auf den Punkt: „Für Fußball braucht man keine Sprache. Nur einen Ball.“ Da ist es auch egal, wenn die Spieler eben nur Englisch, Französisch, Arabisch oder Türkisch sprechen.