Freie evangelische Gemeinde tauft 16-Jährigen in der Wupper
Pastor Volker Reder will neue Wege ausprobieren, um den Glauben der Kirche öffentlich zu machen. Weitere Taufen sollen im Sommer folgen.
Wuppertal. Ungewöhnliche Szene am vergangenen Sonntag. Zwei Männer in weißen Hemden stehen inmitten einer großen Menge auf einer Treppe, die in die Wupper führt. Es werden einige Worte gesprochen, dann gehen beide in das brusthohe Wasser. Der ältere Mann packt den Jüngeren und drückt ihn unter Wasser. Nach zwei Minuten verlassen beide tropfnass die Wupper. Die Zuschauer sind begeistert.
Die Szene, die sich in Barmen in Höhe der Straße Unterdörnen abgespielt hat, war eine der ersten Wuppertaler Taufen im Freien seit vielen Jahren: „Vor rund 60 Jahren muss das schon mal in Beyenburg gemacht worden sein“, sagt Volker Reder. Der Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Barmen hat am Sonntag einen 16-Jährigen getauft.
Reders Gemeinde — sie war 1854 die erste Freie evangelische Gemeinde in Deutschland — will mit der Aktion in der Wupper neue Wege ausprobieren: „Wir wollen in der Öffentlichkeit ein Bekenntnis zur Taufe abgeben“, sagt der 50-Jährige. Die Taufe in der Wupper soll aber auch die besondere Beziehung zu dem Fluss verdeutlichen, an dessen Ufer die Gemeinde seit über 150 Jahren ihre Wurzeln hat.
Die Premiere hat Reder sorgfältig vorbereitet. Nach Anrufen bei der Stadt Wuppertal und dem Wupperverband war klar, dass die Taufe erlaubt ist. „Dort fand man die Idee toll“, sagt Reder. Vor der eigentlichen Taufe testete der Pastor die geeignete Stelle aus: „Ich bin ein paar Wochen vorher in der Badehose rein gesprungen. Gegen den Strom kann man in der Wupper aber nicht schwimmen.“ Der Täufling war auch schnell gefunden. „Als er das gehört hat, war er von der Idee richtig angefressen und fand das noch besser als die normale Taufe“, sagt Reder.
Normalerweise tauft die Freie evangelische Gemeinde in einem Becken im Gemeindezentrum. Am Sonntag legte der Täufling sein Bekenntnis auf den Stufen der Wuppertreppe ab, dann sprach sein Taufbegleiter einen Bibelvers. Anschließend musste der Täufling dem Pastor Fragen zu seinem Glauben beantworten, bevor sie in die Wupper stiegen. Nach der Taufe ging es in Decken gehüllt und mit einem Tee wieder in das Gemeindezentrum. Dort endete dann der Gottesdienst.
„Die Strömung war kein Problem, aber es war eiskalt“, sagt Reder über die 120 Sekunden in der Wupper. Trotzdem will die Gemeinde dort im Sommer weitere Mitglieder taufen. „Wenn es aber mehrere sind und die Wupper wieder so kalt ist, ziehe ich mir einen Neopren-Anzug an“, sagt Reder.