Wuppertal Freie Wohlfahrtspflege: „Das ist Sparen an der falschen Stelle“
Die Träger der Freien Wohlfahrtspflege fordern mehr Zuschüsse und ein Umdenken der Politik.
Wuppertal. Sie betreiben Kindergärten und Beratungsstellen, kümmern sich um Integration, Familien, Flüchtlinge und auch Schulsozialarbeit: Die Träger der Freien Wohlfahrtspflege fordern seit Jahren mehr Unterstützung, vor allem aber mehr Geld für ihre Aufgaben und Einrichtungen.
„Ändern sich die Rahmenbedingungen nicht bald, sind wir gezwungen, Angebote aufzugeben“, sagte Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal und neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Wuppertal (AGFW).
Ihr gehören Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz, Awo, der Paritätische und die Jüdische Kultusgemeinde an — und die Träger machten Dienstag anlässlich des turnusgemäßen Vorsitz-Wechsels deutlich, dass die Zuschüsse der Stadt dringend erhöht werden müssten. Caritasdirektor Christoph Humburg: „Bei allem Verständnis für die Haushaltssituation der Stadt: Wir sparen an der falschen Stelle.“ Politik müsse aus der Sicht der Träger „kreativer werden bei der Suche nach Möglichkeiten, wie man Zuschüsse zumindest anpassen kann. Denn das System kollabiert sonst.“ Es gebe viele Bereiche , in denen Geld offenbar keine Rolle spiele, „und wir streiten uns über 200 000 oder 300 000 Euro Erhöhung für alle Verbände“. „Wir sollen politisch gewollte Entscheidungen umsetzen — bekommen aber nicht die Ressourcen dazu“, kritisierte Lutz Middelberg, Geschäftsführer des Paritätischen. Das finanzielle „Ausbluten vieler Arbeitsbereiche fällt auf die Stadt zurück, wenn wir Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können“, sagte Frank Gottsmann von der Awo.
Diskussion gibt es weiterhin um die Finanzierung von Kindergärten: Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) sei eine „Fehlkonstruktion“ und müsse dringend überarbeitet werden, fordert die AGFW. „Es führt zur existenziellen Bedrohung von Einrichtungen“, so Middelberg. „Das ist skandalös.“
Konkret geht es in Wuppertal um die Übernahme von Trägeranteilen: „Wir sind mit der Stadt im Gespräch“, sagte Diakoniedirektor Martin Hamburger. „Es heißt dann immer: Wir haben kein Geld. Aber das kann nicht das Ende der Diskussion sein.“