Tag der Druckkunst Für eine künstlerische Tradition in Wuppertal werben

Wuppertal · Ateliers in Unterbarmen laden zum Rundgang am Tag der Druckkunst ein.

Der Druckkunst zugetan: (v.l.) Tati Strombach-Becher, Teresa Wojciechowska, Maria Pienkowski, Michael Dangel, Juliane Steinbach, Ulla Riedel und Marlene Mintert.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Am 15. März 2018 sind die traditionellen Drucktechniken in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen worden. Bundesweit feiern zahlreiche Künstlerinnen und Künstler den bevorstehenden Jahrestag, indem sie ihre Ateliers und Werkstätten öffnen, und Arbeiten zur zeitgenössischen experimentellen Druckkunst ausstellen. Mit dabei die Unterbarmer Druckkunstmeile.

In der offenen Druckwerkstatt der BBK Bergisch Land an der Friedrich-Engels-Allee 173 bekommen Kunstinteressierte am 15. und 16. März von 12 bis 18 Uhr die Möglichkeit, die Ausstellung der Projektgruppe Druckgrafik zu besuchen und sich außerdem selbst künstlerisch auszuprobieren. Am Samstag stellen Andrea Raak und Simone Kirsch dafür von 12 bis 14 sowie von 15 bis 17 Uhr Requisiten bereit.

Die Projektgruppe besteht aus 20 Künstlerinnen und Künstlern, die seit bereits 15 Jahren gemeinsam experimentelle Druckgrafik betreiben. Das Zeitgenössische, Experimentelle vereine sich dabei aber immer mit den traditionellen Techniken, erklärt Ulla Riedel, ebenfalls Mitglied der Vereinigung. Zwar arbeite jeder an eigenen Projekten, aber es gebe auch gemeinsame Ziele wie den Druckgrafischen Kalender, der in diesem Jahr schon zum zwölften Mal durch die Gruppe veröffentlicht wurde.

Einmal im Jahr werde dafür ein Thema festgelegt, an dessen Umsetzung dann wieder individuell gearbeitet werde. „Das hält unsere Gruppe lebendig. Wir sind auf ein Thema fokussiert, aber nutzen alle unterschiedliche Techniken“, sagt Teresa Wojciechowska. Durch regelmäßige Ausstellungen in Solingen, Schwelm, Essen und weiteren Städten blieben sie außerdem kein geschlossener Kreis, sondern seien ständig im Austausch mit anderen Künstlern.

Alte Techniken für neue Inhalte nutzen

In der Werkstatt fertigen die Künstler Radierungen, Linol- und Holzschnitte, Schablonen- und Metalldrucke, Holzschnitte mit dem Prinzip der verlorenen Form und auch Lithographien an. Eine über 100 Jahre alte Flachdruckpresse vor Ort bezeugt, dass die alten Maschinen weiterhin gerne genutzt werden, um die Tradition bei eigener experimenteller Arbeit weiterführen zu können. „So werden alte Techniken für neue Inhalte genutzt“, erzählt Tati Strombach-Becher.

Auch in der Nachbarschaft öffnen das Atelierhaus Ulle Hees und das Art.Atelier von Tatiana Stroganova ihre Türen. Im Atelierhaus Ulle Hees fertigen Juliane Steinbach, Jorgo Schäfer und Stephan Werbeck Holzschnittarbeiten an und gewähren Einblick in ihr Atelier. Im Art.Atelier können am Samstag von 15 bis 20 Uhr sowie am Sonntag von 12 bis 18 Uhr die Werke dreier Künstlerinnen betrachtet werden, die durch verschiedene Drucktechniken entstanden sind.

Inspirationen für ihre Werke erhalten die Künstler der Projektgruppe Druckgrafik auf ganz unterschiedliche Weise: „Manchmal ist es eine Abbildung, die mir gefällt, oder eine plötzliche Idee, die mir in den Kopf kommt“, sagt Tati Strombach-Becher. Oft ergebe sich die fertige Arbeit aus einem Prozess heraus. Ulla Riedel dagegen sei besonders häufig auf der Suche nach makroskopischen Skulpturen, weil sie aus dem Bereich der Naturwissenschaften komme.

Die Künstlerinnen und Künstler haben vor allem eine Hoffnung: Sie wollen ihre künstlerische Tradition fortführen. „Unsere Arbeit ist ein aussterbender Beruf. Wir wollen nicht, dass sie aus der Künstlerwelt verschwindet“, meint Teresa Wojciechowska. In der heutigen Zeit schreite die digitale Kunst immer weiter voran. Trotzdem sei Resonanz für handgemachte Kunst, gerade bei jungen Menschen, durchaus zu erkennen. „Das motiviert uns, weiterzumachen und unser Wissen an die neue Generation weiterzugeben.“