Gedanken an Selbstmord — wer hilft?

Leserin fühlt sich von der Kassenärztlicher Vereinigung und ihrer Krankenkasse schlecht beraten.

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Wuppertal. Gedanken an Selbstmord — und keine Hilfe in Sicht. Stattdessen ein Telefonmarathon, falsche Nummern, keine Informationen. So erlebt hat das eine Wuppertalerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung gelesen möchte. Aus Wut über die schlechte Kommunikation wendete sie sich an die WZ. Immerhin gebe es in anderen Städten sogar Listen mit Therapeuten, die freie Kapazitäten haben — allerdings nicht in Wuppertal, klagt sie. Erst mit viel Geduld und nach mehreren Telefonaten erhielt sie Kontakte im benachbarten Ennepe-Ruhr-Kreis.

„Das Angebot gibt es zum Beispiel in Köln, Aachen, Bonn, Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Leverkusen und Mönchengladbach, im Kreis Aachen, im Rhein-Erft-Kreis, im Rhein-Sieg-Kreis, im Oberbergischen Kreis, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Kreis Euskirchen“, zählt Heiko Schmitz von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein auf. „In Wuppertal können wir derzeit noch keine Aussagen zu freien Kapazitäten der Therapeuten machen.“ Er betont, dass die Kassenärztliche Vereinigung auf die Terminvergabe und das Praxismanagement der Therapeuten keinen Einfluss hat: „Das ist allein Sache der Praxen. Insofern sind wir da auf freiwillige Angaben der Therapeuten angewiesen.“

Bei der Suche nach einem Therapieplatz empfehlt Schmitz, das Angebot des Psychotherapie-Informationsdienstes in Anspruch zu nehmen und gezielt nach Therapeuten mit Akutsprechstunden zu suchen. In diesen werden stets Kapazitäten für zeitnahe Termine vorgehalten. Hilfreich ist auch, wenn man den Radius der Suche erweitert und zeitlich möglichst flexibel ist (das Gros der Patienten sucht Termine am späten Nachmittag). Ergänzend gibt es auch spezielle psychiatrische Kliniken des Landschaftsverbands Rheinland für Fälle, in denen schnelle psychotherapeutische Hilfe möglich ist.

Dass die Kommunikation bei der Krankenkasse der Leserin, der AOK so schlecht lief, bedauert Ralf Schmallenbach, Regionaldirektor der AOK Wuppertal Remscheid Solingen. „Das ist eigentlich nicht unser Stil und das tut uns leid“, erklärte er. Die Anruferin sei vielleicht nicht richtig weitergeleitet worden, denn für das Thema Psychotherapie seien die Mitarbeiter in Remscheid zuständig. Dort würden Anrufer auf der Suche nach einem Therapeuten auf zwei Telefonnummern verweisen, die ebenfalls Therapieplätze vermitteln. Die eine beziehe sich allerdings auch nicht auf Wuppertal.

Er betont, dass die Mitarbeiter bei akuter Suizidgefahr besonders sorgfältig mit Anrufern umgehen: „Da gehen bei uns alle Alarmglocken an.“ In solche Fällen würden sie dringend empfehlen, eine Klinik aufzusuchen, zum Beispiel für Wuppertal die Stiftung Tannenhof in Remscheid-Lüttringhausen. „Dort gibt es eine Notfallpraxis, da kann jeder hingehen.“ sl/kati