Gibt es in Wuppertal bald neue Stromtankstellen?
Die Politik ist für eine Förderung der Elektromobilität — mit freiem Parken in der Stadt. Sind die Wagen aber auch wirtschaftlich?
Wuppertal. Schon vor gut einem Jahr war sich der Wuppertaler Umweltausschuss im Grundsatz einig: Die „Förderung der Elektromobilität“ — mit ihr war damals ein Antrag der FDP-Fraktion überschrieben — muss auf eine möglichst breite Basis gestellt werden, um auf Dauer eine Erfolgsgeschichte zu sein. Heute ist der Maßnahmenkatalog ein Thema im Stadtrat, und er hat es in sich.
Angestrebt wird ein Ratsbeschluss, der „in der schnellen Elektrifizierung des Verkehrs in Wuppertal“ unter anderem die Chance sieht, „die hohe Luftbelastung im Tal mit moderner Technologie statt mit Verboten zu mindern.“ Dazu müsse so schnell wie möglich eine „Grundversorgung mit öffentlichen Ladestationen in exponierten Lagen in allen Stadtbezirken“ angelegt werden. Den Anfang soll eine Station am Rathaus in Barmen und eine „in zentraler Lage in Elberfeld“ machen. Grundsätzlich seien solche Ladestationen zwar eine privatwirtschaftliche Aufgabe — es sei aber auch zu „begrüßen, wenn die Wuppertaler Stadtwerke als kommunales Unternehmen kurzfristig initiativ würden.“ Dazu gehöre die Einrichtung von „Stromtankstellen“, an denen sich ausnahmslos „Grüner Strom“ aus regenerativen Energien anzapfen ließe.
Gegenstand des angestrebten Ratsbeschlusses ist auch die Einführung eines speziellen Parkausweises für Elektrofahrzeuge, „der — befristet auf die nächsten drei Jahre — kostenloses Parken im gesamten öffentlichen Raum in Wuppertal ermöglicht.“ Angesichts der noch geringen Fahrzeugzahlen, die derzeit laut Antrag bei 20 Wagen liegt und bis 2013 auf 500 steigen könnte, seien die Einnahmeverluste geringfügig und damit vertretbar.
Jenseits dessen plant der Automobilzulieferer Delphi — er ist unter anderem auch an der Entwicklung des Elektroautos „BO MOBIL“ beteiligt — auf seinem Gelände auf den Wuppertaler Südhöhen eine eigene Ladestation für Autos mit Elektro- und Hybridantrieb. Wie berichtet, soll diese — über die Arbeiten im Technologiezentrum hinaus — öffentlich nutzbar sein.
Und wie sieht es neben den bereits eingesetzten Elektrowagen in der Praxis aus? „Natürlich wäre der Einsatz solcher Fahrzeuge auch bei uns reizvoll“, erklärt Hans-Jürgen Trilling, seit vielen Jahren Leiter des städtischen Fuhrparks, auf Nachfrage der WZ. „Das Problem liegt allerdings darin, dass wir dabei mit einem drei Mal so hohen Kilometerpreis zu tun haben.“
Komme man bei einem konventionellen Antrieb derzeit auf 29 Cent pro gefahrenem Kilometer, liege man bei einem Elektrofahrzeug bei 78 bis 79 Cent. Und das sei angesichts strammer Sparkurse und in Zeiten leerer Kassen bei städtischen Fuhrparks nicht zu vertreten. „So ideal diese Wagen gerade im Kurzstreckenbetrieb auch sind.“
Bereits vor 20 Jahren habe man bei der Stadt Wuppertal den Einsatz von Elektrofahrzeugen getestet und danach auch „gewaltige Fortschritte“ erlebt, berichtet Trilling, der bei der Stadt für gut 350 motorbetrieben Fahrzeuge zuständig und von Hause aus Elektroingenieur ist. Zuletzt hat er einen Smart mit E-Antrieb getestet. Um bei der Entwicklung ganz vorne dabei zu sein, arbeite man seit Jahren Technischen Hochschule in Aachen zusammen — und habe das Thema gerade auch in Zeiten der kommunalen Nothaushalte niemals ganz zu den Akten gelegt, betont Trilling: Im Moment sei es allerdings noch so, dass bei den alternativen Antriebsformen Erdgasfahrzeuge vorne liegen, auch wenn es um diese „wieder sehr still“ geworden sei.
Für die Zukunft lasse sich bei der Elektromobilität jedenfalls nichts ausschließen: Nach vier bis fünf Jahren werden städtische Fahrzeuge in der Regel durch neue ersetzt. Bald also auch mit Elektromotor?