Wuppertals öffentliche Örtchen GMW will bis Sommer Betreiber für städtische Toiletten finden
Wuppertal · Investor soll für 250 000 Euro jährlich die Anlagen sanieren und betreuen. Bezirksvertreter sind skeptisch.
Das Thema städtische öffentliche Toiletten hat jetzt das städtische Gebäudemanagement (GMW) in die Hand genommen. Das Team von Geschäftsführer Hans-Uwe Flunkert soll das Konzept umsetzen, das die Stadt schon vor einem Jahr vorgestellt hat. In ersten Bezirksvertretungen wurde es erneut präsentiert – und erntete viel Skepsis.
Demnach soll sich ein privater Betreiber um die neun bis zehn städtischen Toiletten kümmern, sie zum Teil erneuern, warten und betreiben. Nach den Plänen der Stadt sollen drei Anlagen saniert, an sechs Standorten neue Unisex-Toiletten errichtet oder eingebaut und das Urinal an der Helios-Klinik möglicherweise geschlossen werden. Der Betreiber soll bis zum 1. Juli gefunden sein.
250 000 Euro pro Jahr sind vorgesehen – so viel, wie die Stadtwerke (WSW) bisher für die Reinigung der Toiletten erhalten haben. „Das ist das, das wir zur Verfügung haben“, machte Flunkert in der Bezirksvertretung Oberbarmen deutlich. „Wir müssen jemanden finden, der die Anlagen dafür übernimmt und saniert.“ Der Auftrag soll über einen langen Zeitraum – etwa 15 Jahre – vergeben werden, damit er sich für den Betreiber lohnt.
Bernd Engels vom Behindertenbeirat zeigte in der Sitzung deutlich seine Vorbehalte: Sie forderten schon lange barrierefreie und hygienische Toiletten – „das ist am Geld gescheitert“. 250 000 Euro seien eine Menge Geld, „aber 60 000 Euro für eine neue Toilette sind auch viel Geld.“ Auch Burkhard Rücker (CDU) sagte, das Konzept hätten sie schon vor einem Jahr abgelehnt: „Bisher haben die WSW 250 000 Euro für die Unterhalten bekommen, jetzt soll jemand sie für 250 000 unterhalten und sanieren – viel Erfolg!“
Flunkert erläuterte, sie schätzten, dass ein Investor eine halbe Million Euro in Sanierung und Erneuerung stecke, dann jährlich 50 000 Euro abzahlen müsse und 200 000 Euro pro Jahr für den Betrieb blieben. „Das sind Profis. Wir glauben, dass das finanziell aufgeht.“
Erhebliche Zweifel
an der Wirtschaftlichkeit
Burkhard Rücker kritisierte zudem die Öffnungszeiten – der Bedarf sei doch 24 Stunden am Tag da. Der Stadtverordnete Ioannis Stergiopoulos (SPD) sagte, am Berliner Platz kämen Fahrgäste von Zügen und Schwebebahn auch später als 20 Uhr an.
Der Stadtverordnete Thomas Kik (Pro Wuppertal) und der Bezirksvertreter Tobias Wierzba (FDP) regten an, Gewerbetreibende über das Konzept „Nette Toilette“ einzubeziehen. Dabei zahlt die Stadt ihnen Geld, wenn sie ihre Toilette der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Auch in der Bezirksvertretung Vohwinkel äußerten die Politiker erhebliche Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Konzepts. Bei Baukosten von 60 000 bis 120 000 Euro pro Anlage gebe es für Investoren nur geringe Anreize – zumal die Anlagen am Ende der Laufzeit in den Besitz der Stadt übergehen sollen. Dass auch noch die 50 Cent Nutzungsgebühr von der Verwaltung beansprucht werden, sorgte im Stadtteilgremium für Kopfschütteln.
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich unter diesen Bedingungen ein Interessent findet“, sagt Barbara Naguib (Grüne). Dem widersprach Flunkert, verwies auf den langfristigen Vertrag sowie günstige Bedingungen durch niedrige Zinsen. „Beispiele aus dem umliegenden Städten zeigen, dass es sich für die Betreiber durchaus rechnen kann“, so Flunkert. Gleichwohl sei der Zeitrahmen eng. Gelinge es nicht rechtzeitig, einen Investor zu finden, müsse die jetzige Regelung mit den WSW länger Bestand haben.
Die Vohwinkeler Bezirksvertreter kritisierten, dass für den Stadtteil eine kleinere Anlage geplant ist. Sie verwiesen auf die geplante Versetzung des stillen Örtchens vom hinteren Teil des Lienhardplatzes an die Bahnstraße. „Künftig wird die Toilette viel besser zu sehen sein und daher auch mehr benutzt werden“, so der Vohwinkeler CDU Ratsherr Mathias Conrads.
Mit Blick auf die zahlreichen Feste auf dem Platz betonten die Politiker die Wichtigkeit einer Steuerbarkeit der Öffnungszeiten. Da zeigte sich Flunkert aufgeschlossen: „Es geht ja gerade darum, dass wir die Anregungen der Menschen vor Ort sammeln wollen.“
Grundsätzlich müsse es eine neue Regelung geben. Bei der Beschreibung der derzeitigen Situation wurde Flunkert deutlich. Der Zustand vieler WC-Anlagen im Stadtgebiet sei buchstäblich „beschissen“.