Stillgelegtes Heizkraftwerk in Elberfeld Hotel, Veranstaltungsort, Büros - so sieht das „Projekt Westend“ aus
Wuppertal · Nach Informationen der WZ plant die Heizkraftwerk Wuppertal-Elberfeld Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz im Münsterland den Umbau des Heizkraftwerkes Elberfeld zu einem großen Hotel-, Büro- und Veranstaltungskomplex.
Auf dem Areal an der Kabelstraße sollen von der bisherigen Gebäudestruktur nur die Maschinenhalle als Veranstaltungshalle und der 198 Meter hohe Schornstein als Landmarke erhalten bleiben. Als Neubauten sind ein Vier-Sterne-Hotel mit Tagungsräumen und ein multifunktional nutzbares Büro- und Dienstleistungsgebäude vorgesehen.
Die Wuppertaler Stadtwerke hatten das Heizkraftwerk 2018 stillgelegt und auf die umweltfreundlichere Versorgung durch Fernwärme umgestellt. Das Areal wurde meistbietend zum Verkauf angeboten. Es gab sieben Bewerber, deren Angebote alle über dem Mindestgebot von 760 000 Euro gelegen haben sollen. Den Zuschlag erhielt eine Unternehmensgruppe, die ein vergleichbares Projekt mit der Revitalisierung des Kraftwerks Veltheim bei Bad Oeynhausen bereits in Angriff genommen hat.
Während erste Abrissarbeiten im Kraftwerk Veltheim erfolgt sind, ist das Projekt „Westend Wuppertal“ noch nicht soweit. Zunächst müssen auf Antrag des Entwicklers planungsrechtliche Voraussetzungen im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens geschaffen werden. Es geht um Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe – und damit um einen „großen Wurf“, der städtebaulich Akzente im Elberfelder Westen setzen würde.
Bei der Stadt hält man sich mit Aussagen über die Pläne zurück. „Mir ist zu dem Projekt kein neuer Stand bekannt“, sagt Rolf Volmerig, Vorstand der Wuppertaler Wirtschaftsförderung auf Anfrage der WZ. Von der Heizkraftwerk Wuppertal-Elberfeld Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH blieb gestern eine Anfrage der WZ unbeantwortet.
Für die Bayer AG ist das Thema noch nicht abgeschlossen
Ein Grund für die Zurückhaltung könnte der große Nachbar sein. Das Bayer Werk Elberfeld grenzt unmittelbar an die Fläche des ehemaligen Heizkraftwerkes. Und damit stellt sich die Frage, wie ein stark frequentierter Veranstaltungsort mit der benachbarten Chemieproduktion von Bayer rechtlich in Einklang zu bringen ist. Die Seveso-III-Richtlinie regelt die Pflichten für betroffene Unternehmen zur Beherrschung der Gefahren schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen und damit auch die Abstandsregelungen. Seveso III könnte in einem Bebauungsplanverfahren von Bedeutung für die Beurteilung des Bauvorhabens werden. Die Bayer AG könnte als direkter Nachbar in einer Offenlegung der Bebauungsspläne diesbezüglich Bedenken äußern. Nach Informationen der WZ sieht man die Pläne bei Bayer für einen Publikumsmagneten in unmittelbarer Nachbarschaft sehr kritisch.
Mike Matthäus, Leiter Chemiepark Management der Bayer AG, bekräftigte gegenüber der WZ das Interesse seines Unternehmens an dem Areal. „Es ist kein Geheimnis, dass die Bayer AG ein Angebot abgegeben hat. Wir haben weiterhin ein Interesse an der Fläche.“ Sie könnte zum Beispiel als Rangierfläche bei einer Erweiterung innerhalb des Werkes Elberfeld genutzt werden. „Wir sind bei einer anderweitigen Nutzung an guten nachbarlichen Beziehungen interessiert“, so Mike Matthäus.
Welchen Einfluss die Coronakrise auf Großprojekte hat, bleibt abzuwarten. Die Hotel- und Gastronomiebranche steht aktuell vor dem Abgrund. In 41 Hotels in Wuppertal ist der Bedarf nach Betten für Übernachtungen gleich Null. Doch es wird eine Zeit nach Corona geben, in der ein Hotel- und Veranstaltungszentrum mit Cafés und Läden, mit Wellness und Spa wieder in die Landschaft passen würde. Darauf bauen offensichtlich die Investoren, die mit einem Planungsbüro aus Hessen ein beeindruckendes Konzept erarbeitet haben, das nun den Prüfungen der Realität noch standhalten muss.