Große und kleine Menschen für die Bühnen begeistern
In der neuen Spielzeit wird die Ausbildung bei Bühnen und Sinfonieorchester noch größer geschrieben.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, sagt Enno Schaarwächter. Auf Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester bezogen, deren Geschäftsführer er ist, bedeutet das: Wer sich heute nicht um das Publikum von Morgen kümmert, braucht sich nicht zu wundern, wenn er morgen keines mehr hat. Weshalb alle drei Sparten — Sinfonieorchester, Schauspiel und Oper — umfangreiche Ausbildungs- oder „Education“-Programme auflegen, die vor allem die Jugend erreichen sollen. Mit mal mehr, mal weniger Angeboten, mit Bewährtem und Neuem.
Sie sind so etwas wie die Überflieger bei der Education, die sie gezielt auf Familien, Kitas und Schulen ausrichten — Managerin Heike Henoch und ihr Team Nicola Hammer und Gerald Hacke brauchen im Grunde nur fortzuführen, was so alles beim Sinfonieorchester funktioniert. Familienkonzerte und Kita-Konzerte in ausverkauften Stadthallen; Schulkonzerte, die im Jahr über 4500 Schüler erreichen, weshalb in der nächsten Spielzeit zwei Konzerte mehr angeboten werden; Solisten, die in die höheren Klassen der Schulen gehen; das Familienmusikfest, das in Kooperation mit der Bergischen Musikschule 2014 erstmals aufgelegt wurde und einen ganzen Tag lang die Stadthalle mit Musik (und Menschen) erfüllt.
Eine Neuerung gibt es dennoch: „Wir wollen uns mehr um die Erwachsenen kümmern“, erklärt Heike Henoch. Heißt: 2018/19 können diese in 12 bis 25 Personen starken Gruppen Arbeitsproben des Orchesters besuchen, „um hautnah zu erleben, wie Klang entsteht“.
Bei der Oper ist „der Leidensdruck am größten“, erklärt Intendant Berthold Schneider. Er will in der nächsten Spielzeit endlich durchstarten. Mit Musikpädagogin Svea Schenkel, viel Potenzial, noch mehr Ideen und drei Highlights: Gleich im Februar wagt die Oper mit „Kleines Stück Himmel“ ein Experiment. Das Musiktheater ist eine Kooperation des Berliner Theaters o.N., Deutscher Oper Berlin und Wuppertaler Oper und richtet sich an Kinder ab zwei Jahren, „die mehr aufnehmen können, als man denkt“, so Schneider zuversichtlich. Außerdem reisen die Sänger der Oper in die Grundschulen und soll die Mitmach-Oper „Das Labyrinth“ von Komponist Jonathan Dove, an der Profis und Laien gleichberechtigt mitwirken, nachgeholt werden. Das Projekt, das die Sage um Minotaurus „auf das Flüchtlingsdesaster im Mittelmeer umdeutet“, so Schneider, sollte ursprünglich in der aktuellen Spielzeit laufen. Außerdem wird das Format „Große Oper klein“ mit seiner Kurzfassung von „Hänsel und Gretel“ fortgeführt und um eine von „Carmen“ ergänzt. Der Comicwettbewerb thematisiert in der neuen Spielzeit „Figaros Hochzeit“.
Die Neuerungen beim Schauspiel bauen auf guten Erfahrungen der aktuellen Spielzeit auf. So werden zwei Familienstücke, „Hotzenplotz“ und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ über das ganze Jahr im kleinen und im großen Haus gespielt. Die Kita-Besuche mit Lesungen und Spielen werden in das Theater am Engelgarten geholt. Bei „Openstage“ können Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren einmal im Monat gemeinsam performen, „eine Art Vorstufe für den Gang ins Theater, die an den Theatercontainer aus früheren Zeiten anknüpft“, erklärt Intendant Thomas Braus. Erwachsenen bietet das Schauspiel erstmals Workshops zu drei Stücken der Spielzeit an. Fortgeführt werden die Patenklassen, die ein Stück durch eine Spielzeit begleiten, zählt Theaterpädagogin Sylvia Martin auf, die Oberstufenseminare und die Theaterclubs (Kidsclub, Junges Schauspiel, Theater der Generationen).