Großer Trubel am kleinen Bahnhof
Das Pfingstfest des Modelleisenbahnclubs bot bei herrlichem Wetter viele Attraktionen — auch unter freiem Himmel.
Rott. „Trubel an der Trasse“ hatte der Modelleisenbahnclub Wuppertal den Besuchern seines Pfingstfestes direkt an der Nordbahntrasse versprochen. Und tatsächlich sah man nur frohe Gesichter. Draußen, wo der 13 Jahre alte Niklas Haimbach mit kundiger Hand Dampfmaschinen-Modelle vorführte, ein Bus-Oldtimer-Modell besichtigt werden konnte, eine Kindereisenbahn mit kleinen Passagieren ihre Bahn zog oder man sich bei Kaffee, Kuchen oder Currywurst die Sonne auf den Pelz schienen ließ. Oder drinnen im MEC-Gebäude, wo zehn Eisenbahnmodell-Anlagen mit acht verschiedenen Spurbreiten von den freundlichen Experten vorgeführt wurden,
Modellbahnfans, die den vom Bahnhof Ronsdorf stammenden Fahrkartenschalter passiert und ihren Obolus entrichtet hatten, erwartete direkt ein „Aha-Erlebnis“: die von Walter Konrad installierte Schwebebahnstrecke rund um den Bahnhof Ohligsmühle. Der ehemalige Techniklehrer hat Gerüst und Schwebebahnwaggons nachgebaut und lässt Wuppertals Wahrzeichen möglichst wirklichkeitsgetreu schweben. Natürlich in vertrauter Umgebung des Sparkassenhochhauses und der „Lego-Brücke“ Schwesternstraße. Der neue blaue Wagen liegt daneben. „Der ist abgestürzt und muss in die Werkstatt“, sagt Konrad, der „Vater“ dieses Abschnitts, der Sohn Timo (5) ebenso imponiert wie Vater Michael.
Ein besonderer Blickfang: die „Räthische Bahn“ im Schweizer Kanton Graubünden, die in atemberaubender alpiner Umgebung auf Schmal- und Normalspur fährt. „Meist auf eingleisiger Strecke, bei der man auf den Gegenverkehr warten muss“, weiß Ulrich Naumann vom Modelleisenbahnclub, der in den Räumen der Firma Holzrichter auf dem Rott residiert. Deren Prokurist Andreas Hölschen ist gleichzeitig der Vorsitzende des rund 50 Mitglieder starken Vereins. „25 darunter sind Aktive und setzen sich aus verschiedenen Berufen zusammen, die für unsere Belange wichtig sind. Elektriker, Elektroniker, Schreiner, Maler, Landschaftsbauer. Wir haben generationenübergreifend für alles Experten und stehen auch Fragen von außerhalb offen gegenüber“, sagt Hölschen, dessen Steckenpferd der Landschaftsbau ist.
Motto des Modelleisenbahnclubs
Allerdings: „Wo ein Kabel dran ist, soll der Vorsitzende seine Finger weglassen“, sagt er schmunzelnd in weiser Selbsterkenntnis. Er hat übrigens eine Pfeife um den Hals hängen und ein waches Auge auf den Hof der angrenzenden Firma, die ihr Gelände für die Kindereisenbahn zur Verfügung gestellt hat.
„Wenn ein Kind plötzlich von der Eisenbahn absteigt, dann warne ich den Lokführer mit der Trillerpfeife, damit er sofort stehen bleibt.“ Caroline und Edda (je 13), zwei muntere Teenies, konnten also beruhigt das liebenswerte Bähnchen besteigen. Von oben wurden sie bewacht.
„Wichtig ist, dass wir bei unseren Ausstellungen vor Weihnachten und zu Pfingsten immer etwas Neues präsentieren“, sagt Hölschen und verweist auf den Teil, der die Nordbahntrasse mit den Draisinen-Schienen und dem kraftraubenden Vehikel zeigt. Auch das Brauhaus ist abgebildet, während andere Modellbahnlandschaften Produkte der kreativen Fantasie der Vereinsmitglieder sind.
„Wir lassen die Mitglieder gewähren, und wenn sie etwas Neues machen wollen, freuen wir uns“, erklärt der Vorsitzende. „Der 13 Jahre alte Niklas wollte gern seine Dampfmaschinen vorstellen, arbeitet mit destilliertem Wasser und einer Paste wie Grillanzünder. So betreibt er seine Maschinchen, und die Besucher haben ihre Freude, wenn er sie laut pfeifen lässt.“
Damit das Geschehen rund um die Modelleisenbahnen nicht zur reinen Männersache jeden Alters zu werden droht, haben die MEC-Mitglieder auch an Familien und die weiblichen Mitglieder gedacht. „Die lieben solche Szenen aus dem Alltag, beispielsweise wenn jemand den Bürgersteig fegt, mit dem Rad fährt oder eine Wand streicht.“ Da ist dann die Liebe zum Detail gefragt.
Schauen ja, aber anfassen? „Lass die Finger von Maschinen, die du selbst nicht kannst bedienen“, steht es gut lesbar an einem Modell.