Grün, gelb, rot: Ampel soll bald dreckige Gaststätten enttarnen
Ein Aushang soll ab nächstem Jahr anzeigen, wer seine Lebensmittel nicht richtig lagert oder verarbeitet.
Wuppertal. Es ist unappetitlich. Gammelfleisch am Drehspieß, altes Fett in der Fritteuse und Gehacktes, das nicht im Kühlschrank lagert: Nach Angaben des NRW-Verbraucherschutzministeriums wurde im vergangenen Jahr jeder dritte Gastronomiebetrieb wegen Verstößen gegen Hygienevorschriften beanstandet.
In Wuppertal wurden 2010 insgesamt 715 Gaststätten, Kneipen und Imbissbuden überprüft, 3297 Gastronomiebetriebe gibt es insgesamt. Verstöße wurden in 58 Fällen festgestellt. Das sind zwar deutlich weniger als im Landesdurchschnitt, aber den Verbraucherschützern immer noch zu viel.
Wie die WZ berichtete, könnte bald eine „Gaststätten-Ampel“ für Klarheit über die Sauberkeit hinter den Kulissen sorgen. Deren Einführung ist indes umstritten.
„Die Idee an sich ist ja nicht schlecht“, sagt Michael Kurth, Leiter des Bergischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamts. „Aber an der Umsetzung wird es wahrscheinlich scheitern.“
Vorgesehen ist, dass jeder Gastronomiebetrieb die vergangenen drei Kontrollergebnisse aushängen muss, und das möglicherweise schon ab dem kommenden Jahr. „Bis dahin können wir unmöglich alle begutachten“, sagt Kurth. „Wir sind für 20 000 Betriebe zuständig, haben aber nur 15 Lebensmittelkontrolleure“.
Kritik an den Plänen kommt auch von Herbert Lorenz, Vorsitzender der Kreisgruppe Wuppertal im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Kein Mensch kann kontrollieren, ob die Wirte die Ergebnisse aushängen“, sagt er. „Das ist mit dem Personal der Ordnungsämter gar nicht machbar.“
Generell hat er nichts dagegen, schwarze Schafe in der Branche auch als solche zu kennzeichnen. „Aber als Gast sieht man auch ohne einen Blick in die Küche, wie sauber der Laden ist“, sagt Lorenz. Es gebe keinen Betrieb, wo Gastraum und Sanitärbereich „tiptop“ seien, die Küche aber total verdreckt ist. Hinzu komme, dass längst nicht alle Gaststätten regelmäßig kontrolliert würden. „Ich habe Kollegen, da war seit Jahren keiner mehr.“
Bei den Wuppertaler Gastronomen stößt die Ampel auf ein geteiltes Echo. „Grundsätzlich finde ich das System nicht verkehrt“, sagt Florian Horras, Inhaber der Viertelbar. „Aber wenn nur selten kontrolliert wird, spiegelt die Ampel nicht unbedingt die Realität wider.“
Dass für das Wohl und Wehe eines Betriebs letztlich die Qualität entscheidend ist, glaubt Achim Brand, der das Café du Congo betreibt. „In Wuppertal zehren wir vor allem von Stammkunden“, sagt er. Um die bei der Stange zu halten, müsse die Qualität konstant gut sein. „Was die Hygiene betrifft — da reichen meiner Meinung nach die bestehenden Regeln“, sagt Brand. Wer die nicht einhalte, werde ohnehin entsprechend sanktioniert. „Die Ampel finde ich sinnlos.“
Michael Kurth befürchtet Ärger mit Gastronomen, die schlecht abschneiden und sich das gelbe oder rote Stigma ins Fenster hängen müssen. „Denn nach meinen Informationen soll keiner eine Kontrolle anfordern dürfen“, sagt er. Die betroffenen Betriebe müssten bis zum nächsten Mal warten, um ihr Ergebnis auch nach außen wieder zu verbessern.
„Es ist nicht Sinn der Sache, so oft zu kontrollieren, bis das Ergebnis passt“, sagt dazu Stephan Malessa, Sprecher des Verbraucherschutzministeriums NRW. „Wir möchten mit der Ampel die belohnen, die konsequent gut arbeiten“, sagt er. Und das seien trotz der alarmierenden Zahlen immer noch die allermeisten.
Das Argument, dass es zwei Tage nach einer Kontrolle in der Küche schon wieder ganz anders aussehen könnte — im positiven wie im negativen Sinne — weist Malessa zurück: „Restaurantbesucher haben ein Recht auf dauerhafte Sicherheit“, sagt er. „Sie wollen nicht zufällig einen Tag erwischen, an dem es gerade mal sauber war.“
Die Transparenz werde gerade dadurch gewährleistet, dass drei Ergebnisse veröffentlicht werden sollen, an denen die Entwicklung ablesbar ist. Und: „Wer schlecht abschneidet, wird auch öfter kontrolliert.“