Grußwort Freude an den Anfängen

Wuppertal · An Weihnachten schauen die Menschen nach vorne.

WR Ilka Federschmidt Bruno Kurth

Foto: Tim Polick

In diesen Tagen tauschen wir gerne gutgemeinte Wünsche und fröhliche Grüße aus. Wir wünschen uns ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest (unter Vermeidung religiöser Bezüge heißt es „besinnliche“ oder „frohe Feiertage“ ) und „ein gutes und frohes Neues Jahr“ etc.. Und tatsächlich: Oft klingt ein froher Unterton mit, freudige Erwartung: Es fängt etwas Neues an. Wir schauen nach vorn. So ist das Leben. Wir schreiten von einer Lebensphase zur nächsten und zu neuen Anfängen - wobei das Leben lehrt, dass die oft nicht ohne Abschiede zu haben sind und manchmal erst dann möglich werden, wenn das Vorhergehende gut abgeschlossen ist.

Weihnachten feiern wir einen einzigartigen neuen Anfang, den Gott in dieser Welt gesetzt und auf den Weg gebracht hat. Ja, im Licht der Geburt Jesu Christi können wir sagen: Gott selbst hat Freude an den Anfängen. Die Geburt seines Sohnes aus der Jungfrau Maria ist der Anfang eines neuen Weges Gottes mit uns Menschen. Dabei fängt er ganz klein an als Kind so wie alle Menschen einmal klein waren. Das ist der theologische Kern der Jungfrauengeburt. Mit ihr verkünden Lukas und Matthäus, die Evangelisten der Weihnachtsbotschaft: Gott ist hier am Werk. Jesus ist Sohn Gottes, gezeugt ohne Manneskraft und menschliche Macht. Allerdings legen die Evangelisten Wert darauf, dass die Menschwerdung Jesu Christi nicht ohne die Mitwirkung von Maria und Josef geschieht. Die Evangelien berichten von ihrer Bereitschaft Gottes Willen geschehen und sich in den Dienst nehmen zu lassen auch wenn sie es für höchst unrealistisch halten, was geschehen soll. Wir hören vom Staunen und schließlich der himmlischen Freude der Engel an diesem Anfang.

Das bewegt und rührt an Weihnachten viele Menschen. Es ist das Fest des göttlichen Kindes und das Fest der Kinder, der Lebensanfänge überhaupt. Gefeiert und manchmal überstrapaziert wird manchmal auch die Sehnsucht nach unschuldigen Anfängen, nach einer anderen Welt. Die gibt es nicht, auch wenn wir uns Vieles in dieser Welt ganz anders wünschen dürfen. Was uns gegeben ist, ist die Möglichkeit zu neuen Anfängen. Gott hat Freude daran.

Die Weihnachtsbotschaft ist keine Erneuerungsrhetorik, an der wir uns in Selbstgesprächen und Insiderkreisen erwärmen könnten und die nicht selten folgenlos bleibt. Das kennen wir aus der Gesellschaft, und auch die Kirchen sind nicht frei davon. Gottes Anfang zu Bethlehem ist wirkmächtig, er schaffte Realitäten und hat Konsequenzen bis heute. An uns liegt, ob wir mitwirken und unseren Part annehmen. Dabei ist längst nicht Alles, was Menschen angefangen haben und anfangen gut. Folgen wir dem Anfang Gottes in Bethlehem ist das entscheidende Kriterium, was dem Leben dient. Die Menschwerdung Gottes ruft zu mehr Menschlichkeit. Angefangen haben viele Menschen mit einem anderen Lebensstil, um die Erde, Teil der Schöpfung Gottes, nachhaltig zu bewahren. Jede Friedensverhandlung zwischen Feinden ist ein verheißungsvoller Anfang. Jedes Menschenleben, das zur Welt kommen kann. Wenn wir anfangen, Meinungsverschiedenheiten, gesellschaftliche Auseinandersetzungen und politischen Streit ohne Verächtlichmachung und Hasstiraden auszutragen; wenn wir für den Zusammenhalt in Stadt und Gesellschaft wie im privaten Umfeld eintreten – Gott hat Freude an diesen Anfängen.

Und wo wir mit unseren menschlichen Kräften und Möglichkeiten am Ende zu sein scheinen, kann Gott einen ganz neuen Anfang schenken. Bis zu dem Moment, an dem wir im Licht von Weihnachten und Ostern darauf hoffen dürfen, dass wir durch das Sterben und den Tod zu einer neuen Geburt schreiten.

Feiern Sie an Weihnachten die Liebe Gottes, der Freude hatte, seine Menschwerdung als Kind anzufangen. Nehmen Sie diese Freude mit in die vielen großen und kleinen Anfänge des neuen Jahres.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein ebensolches Neues Jahr wünschen Ihnen

Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Bruno Kurth