Wuppertaler Meisterwerke aus dem Von der Heydt-Museum Hans Hofmann war Mittler zwischen Europa und Amerika

Das ungegenständliche Bild „Vase auf einem roten Tisch“ ist in der Präsentation der Sammlung des Von der Heydt-Museums zu sehen.

Hans Hofmanns „Vase auf einem roten Tisch“ aus dem Jahr 1938.

Foto: Von der Heydt-Museum/Gerd Neumann

Nicht vielen sagt der Namen Hans Hofmann (1880-1966) heute noch etwas. Dabei gilt der Künstler, in Weissenburg in Bayern geboren und in New York gestorben, als Schlüsselfigur des amerikanischen Abstrakten Expressionismus. Sein Werk „Vase auf rotem Tisch“ ist zurzeit in unserer Sammlungspräsentation „1919-2019 – hundert Jahre Moderne im Von der Heydt-Museum“ zu sehen.

Hofmann begann in München als nachimpressionistischer Maler, bevor ihm ein Berliner Fabrikant einen zehnjährigen Aufenthalt in Paris (1904-1914) ermöglichte. Dort traf er auf Braque und Picasso, lernte die Kunst der Fauves und der Kubisten kennen und schloss Freundschaft mit Robert Delaunay. 1915 eröffnete er eine Malschule in München, an der er weitergab, was er bei den Pariser Avantgarde-Malern gelernt hatte. 1932 ließ er sich dauerhaft in den USA nieder und gründete im Jahr darauf erneut eine Malschule in New York, die zur wichtigsten Ausbildungsstätte einer neuen amerikanischen Malergeneration werden sollte.

Für die jungen Künstler wie Jackson Pollock, Mark Rothko und Willem de Kooning ersetzte Hofmann den direkten Kontakt zur europäischen Moderne. Seine Philosophie der Kunst legte er in zahlreichen Essays dar. Seine Werke sind heute in zahlreichen amerikanischen Museen vertreten, während in Deutschland nur wenige Sammlungen über Arbeiten des Künstlers verfügen.

Hofmanns künstlerischer Weg führte von einem figurativen, fauvistischen Stil zu einer von äußeren Eindrücken abgelösten Farbmalerei. Unser Bild „Vase auf einem roten Tisch“ gehört zu den Innenraumbildern, die in den 1930er und 1940er Jahren in New York entstanden. Charakteristisch für diese Interieurs ist der Tisch im Zentrum des Bildes mit den darauf stilllebenhaft arrangierten Gegenständen. Geschickt arbeitet Hofmann  mit verschiedenen Bildebenen. Man meint, einen Vorhang zu erkennen und eine Blumenvase auf einem Tisch, doch das Bild wirkt eher ungegenständlich als figurativ. Die Farbe löst sich vom Gegenstand und verselbstständigt sich. Ihre Leuchtkraft und der flächige Auftrag deuten auf den Einfluss von Matisse hin.

Besonders im expressiven Umgang mit der Farbe zeigt sich Hofmanns Rolle als Mittler zwischen der europäischen, insbesondere der französischen Tradition und den neuen Ansätzen der amerikanischen Malerei nach 1945. Die älteren Auffassungen des Expressionismus ließ er hinter sich, indem er die Intensität der Farben durch Komplementärkontraste und damit gleichzeitig auch die räumlichen Spannungen der Komposition steigerte.