Henrik Freischladers Mission: Frisches Blut für den Bluesrock
Der Gitarrist Henrik Freischlader begeistert an zwei Abenden im Live Club Barmen.
Wuppertal. Die Gitarre heult noch einmal kurz auf, dann verstummt ihr Ton. Der kurzen Stille folgt tosender Applaus. Zuvor hatte eine fünfköpfige Band fast drei Stunden lang versucht, altehrwürdigen Blues in die Moderne zu tragen. Eine Herkulesaufgabe, die selbst ein Ausnahmekönner wie Henrik Freischlader kaum alleine bewältigen kann. Denn auch der umjubelte Gig am Freitagabend im Live Club Barmen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Ganzen das Etikett einer Mission Impossible anhaftet.
Mit einem Mix aus Songs vom aktuellen Album „Still Frame Replay“ und älteren Stücken sowie diverser Klassiker spielt sich die Band in die Herzen der 550 Gäste. Doch ein Blick in den Saal offenbart das Dilemma. Die Moderne ist vor allem auf der Bühne anwesend und findet sich nur rudimentär im Saal wieder.
„Bei jedem Song, der mir gefällt, muss ich meinem Vater erklären, warum“, erläutert Basti Wiebel, selbst Gitarrist, den Grund, warum er vor der Zugabe gehen möchte. Zuvor hatte die Band einen Bluesrock-Hammer mit Anleihen der Rap-Metal-Ikonen Rage Against The Machine — einem großen Teil des Publikums eher nicht geläufig — angereichert.
Bluesrock ist die Domäne der Generation, die in den 70ern die Blüte und ein Jahrzehnt später den Niedergang erleben musste. Ob Freischlader eine seiner brillanten Balladen oder eine treibende Rocknummer zum Besten gibt — mehr Reaktion als stoisches Kopfnicken ist kaum zu ernten. Daraus kann man niemandem einen Vorwurf machen. Aber es zeigt, dass die Mission, den Bluesrock mit frischem Blut zu versorgen, über seine Fähigkeiten an der Gitarre hinausgehen wird. Diese scheinen ohnehin grenzenlos. Wenn er das Griffbrett beharkt, werden Erinnerungen an die ganz Großen der Zunft wach. Auch, weil er zwei Songs von Jimi Hendrix spielt und dem kürzlich verstorbenen Gary Moore mit einem Stück seine Ehre erweist.
Freischlader vergisst nie, dass er nicht alleine auf der Bühne steht. So dürfen Percussionist Max Klaas und Keyboarder Moritz Fuhrhop mit Solo-Einlagen ihr Können beweisen. Drummer Björn Krüger und Theo Fotiadis am Bass erweisen sich als die ideale Rhythmusfraktion, die ebenfalls viel Raum bekommt. Ein knappes halbes Dutzend Gitarren warten am Bühnenrand darauf, dass Freischlader auf einer von ihnen die Antwort auf die Frage gibt, die sich seine Fans stellen: Wie gut kann dieser Mann noch werden?