Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in NRW Hilfe für Stadtbeschäftigte in Wuppertal, die pflegen

Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat die Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in Nordrhein-Westfalen unterschrieben. Die Mitarbeiter sollen künftig stärker unterstützt werden.

Unterzeichneten die Charta zur Teilnahme am Landesprogramm „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW“ (v.l.) Georg Oberkötter vom NRW-Gesundheitsministerium, Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Projektleiterin Greta Ollertz.

Foto: JA/Andreas Fischer

Die Stadtverwaltung will künftig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker unterstützen, die Eltern, Partner oder Kinder pflegen, und ihnen so ermöglichen, trotz dieser Belastung weiter erwerbstätig sein zu können. Dafür nimmt die Stadt am Landesprogramm „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW“ teil. Am Donnerstag unterzeichnete Oberbürgermeister Uwe Schneidewind die Charta des Programms. Wuppertal ist damit die vierte Großstadt in NRW, die sich dem Netzwerk pflegesensibler Arbeitgeber anschließt.

„1,2 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind pflegebedürftig. 86 Prozent von ihnen werden zu Hause gepflegt“, erklärte Georg Oberkötter vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. In vielen Fällen seien die Pflegenden berufstätig. Die Arbeitgeber für die Situation der Pflegenden zu sensibilisieren und sie bei der Unterstützung der betroffenen Beschäftigten zu begleiten, hat sich das Landesprogramm zum Ziel gesetzt.

Dabei gehe es nicht nur um Menschen, die bei ihren Angehörigen die Körperpflege im Bett übernehmen, betonte Greta Ollertz von der Projektleitung des Landesprogramms. „Es geht um Fürsorge im weitesten Sinn. Dazu gehört auch das Einkaufen oder die Begleitung zum Arzt.“ Auch das brauche Kraft und Zeit. Zudem beziehe sich Pflege nicht nur auf Eltern, sondern auch etwa krebskranke Ehepartner oder kranke, pflegebedürftige Kinder.

Georg Oberkötter betonte: „Das Hauptziel ist, Türen zu öffnen. Damit sich Beschäftigte trauen, auf ihren Chef zuzugehen und ihre Situation darzulegen, mal zu Hause zu bleiben, mal einige Monate weniger zu arbeiten.“ Denn das Thema sei bislang ein Tabuthema, ein schweres Thema, über das nicht gern gesprochen wird.

Die Stadtspitze will zeigen,
dass sie das Thema ernst nimmt

Das Landesprogramm informiert Arbeitgeber – von kleinen Handwerksbetrieben bis zu großen Unternehmen sowie Institutionen und Behörden – über rechtliche Rahmenbedingungen und Angebote der Pflegeunterstützung und stellt die Angaben dazu auf einer ständig aktualisierten Internetseite zur Verfügung. Durch die Vernetzung können sich Arbeitgeber über gute Lösungen etwa zu Arbeitszeitmodellen austauschen. Über das Programm werden „Betriebliche Pflege-Guides“ ausgebildet, die in den Betrieben Betroffenen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und zum Beispiel an Pflegeberatungen vermitteln.

Roswitha Bocklage, Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung bei der Stadtverwaltung, berichtet, dass die Stadt schon seit vier Jahren zwei Infoveranstaltungen pro Jahr für pflegende Angehörige anbietet. „Auch unsere Erfahrung ist: Über Kinderbetreuung wird umfangreich gesprochen, aber Pflege ist ein trauriger Anlass, darüber will man nicht sprechen“, erzählt sie.

Der Beitritt zum Landesprogramm solle Anlass sein, die Kommunikation dazu zu verstärken, kündigte Michael Telian an, Leiter des Haupt- und Personalamts. Neben den halbjährlichen Info-Veranstaltungen bietet die Stadt bisher die Möglichkeit, eine Beratungshotline in Anspruch zu nehmen, eine „Notfallmappe“, mit deren Hilfe Beschäftigte mit ihren Eltern über Situationen wie Pflege sprechen können, und den kurzen Draht zur städtischen Pflegeberatung haben. Im gesetzlichen Rahmen sind flexible Arbeitszeiten und verschiedene Urlaubsoptionen möglich.

Durch flexible Arbeitsmodelle und die Möglichkeit des mobilen Arbeitens habe die Stadtverwaltung die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in den vergangenen Jahren deutlich verbessern können, erklärte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Daran wollen wir mit der Teilhabe am Landesprogramm weiterarbeiten. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen, um zu zeigen, dass die Verwaltungsspitze das Thema ernst nimmt.“ Die Stadt wolle zudem die Unternehmen in der Stadt ermutigen, sich das Thema zu eigen zu machen.