Unterwegs mit der Polizei Probleme mit Elterntaxis in Wuppertal: „Sonst ist hier noch mehr Chaos“
Wuppertal · Jeder will nur „mal eben“ sein Kind herauslassen: Wie groß ist das Problem mit den sogenannten „Elterntaxis“ wirklich? Unsere Reporterin hat die Polizei in Wuppertal begleitet.
„Halt, hier darf man nicht anhalten!“ Polizeihauptkommissarin Beate Lenz sprintet zu einem Wagen, der an der Ecke Borsigstraße/Kruppstraße stoppt, spricht kurz mit den Insassen. Und kommt kopfschüttelnd zurück. „Jeder will nur ‚mal eben‘ sein Kind herauslassen“, sagt sie. Und missachte dabei Verkehrsregeln, die auch zur Sicherheit der Schulkinder gedacht sind. Regelmäßig sind Beate Lenz und ihre Kollegen von der Verkehrsunfallprävention der Wuppertaler Polizei vor Schulen im Einsatz, um bei Kindern und Eltern das Bewusstsein für Gefahren zu schärfen und auf sichere Verhaltensweisen hinzuweisen.
An diesem Morgen steht sie an der Grundschule Kruppstraße. „Sonst ist hier noch mehr Chaos“, sagt sie. Wegen einer Projektwoche hält sich der Verkehr in Grenzen. Dennoch gibt es das eine oder andere Auto, das „mal eben“ anhalten will. Da ist die Mutter, die Beate Lenz erklärt, sie müsse doch einen Kuchen in die Schule bringen, deshalb im Halteverbot anhält. Da ist die Fahrerin, die ihren Wagen wendet, indem sie eine Stelle ohne Parkplatz am Straßenrand wie eine Einfahrt nutzt und dabei auf den Gehweg fährt. Da ist der Jugendliche, der mit dem Rad auf dem Gehweg unterwegs ist, das Taxi, das in Gegenrichtung auf den Gehweg vor der Schule fährt, und das Auto, das den Gehweg an der Straßenecke als Haltepunkt nutzt. Sie alle spricht Beate Lenz freundlich, aber bestimmt an.
Sie habe schon viele Ausreden gehört, erzählt die Polizistin. Einmal habe ein Vater erklärt, seine Frau habe ihn beauftragt, das Kind sicher zur Schule zu bringen – seine Begründung dafür, direkt vor dem Schultor zu halten. Oder die Mutter, die mit dem Argument „Mein Kind ist ein besonderes“ das Halteverbot an der Schule außer Kraft setzen wollte. „Alle haben Angst um ihre Kinder, gefährden aber durch ihr Verhalten andere. Das ist eine Spirale.“
So sollen die Halteverbote dafür sorgen, dass die Straße übersichtlich bleibt und die Kinder sicher bis zur Schule kommen. An der Ecke Borsigstraße etwa wird extra der Bereich an der Einmündung von parkenden Autos freigehalten, damit die Kinder beim Queren der Borsigstraße eine gute Sicht haben und gut gesehen werden. Leider reize die Stelle immer wieder Eltern, genau dort anzuhalten.
Pfosten verhindern auch direkt an der Schule das Parken am Straßenrand – und schaffen eine Querungsfurt für die Kinder. Die Markierungen haben zudem die Fahrbahn verengt, damit sich entgegenkommende Autos aufeinander warten müssen und so verlangsamt werden.
Beate Lenz empfiehlt Eltern, mit den Kindern einen Fußweg zur Schule einzuüben, damit sie lernen, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden. Das könne am Anfang gemeinsam geschehen, später könnten die Kinder allein laufen. Sie zeigt auf eine Mutter, die ihren Sohn ein paar Schritte vor sich laufen lässt: „Das ist ein gutes Beispiel. So kann sie beobachten, was er schon kann und an welchen Stellen er noch unsicher ist“, erklärt sie.
Wer sein Kind mit dem Auto zur Schule bringe, solle weiter entfernt von der Schule anhalten, es von dort laufen lassen. An der Grundschule Kruppstraße ist wenige Meter von der Schule entfernt sogar eine Elternhaltestelle eingerichtet. „Man kann mit der Zeit immer weiter weg parken. Nur so wird das Kind selbstständig und lernt, sich mit neuen Situationen auseinanderzusetzen.“
An Autofahrer appelliert sie, an Schulen langsam zu fahren. „Deshalb steht dort immer das Verkehrszeichen ‚Achtung Kinder’. Bei Kindern muss man mit allem rechnen.“ Für Grundschüler sei es eine Herausforderung, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun: Die schwere Schultasche zu tragen, den Weg zu beachten, sich mit anderen Kindern unterhalten. Zudem seien sie impulsiv, könnten sich gegenseitig schubsen und so auf die Fahrbahn geraten.
Besondere Vorsicht ist beim Rückwärtsfahren geboten, etwa beim Verlassen eines Parkplatzes. Bei großen SUVs sei es oft gar nicht mehr möglich, Kinder hinter dem Wagen zu sehen. Und Kinder müssten erst lernen, dass das weiße Rückwärtsfahrlicht Gefahr für sie bedeute. Sie erklärt außerdem: „Kinder können Geschwindigkeiten noch nicht einschätzen.“ Daher leiteten sie Kinder an, an Querungen erst loszulaufen, wenn die Autos wirklich stehen geblieben sind.
Denn die Polizei macht mit Erstklässlern Schulumfeldbegehungen, übt mit ihnen etwa, bis zur Sichtlinie vorzugehen, damit sie den Verkehr trotz parkender Autos beobachten können, und an Kreuzungen lieber ein Stück in die Querstraße hineinzugehen und diese dann erst zu queren. Die Beamten warnen vor Gefahren an Ein- und Ausfahrten und vor der Gefahr durch rückwärts fahrende Autos. „Dabei merkt man schon, welche Kinder schon viel zu Fuß unterwegs sind“, hat Beate Lenz festgestellt. Die seien sicherer im Verkehr unterwegs.