Bis Ende des Jahres Warum es im Wuppertaler Ratssaal ein neues Redepult geben soll

Wuppertal · Bis es da ist, wird es noch einige Wochen dauern. Im Ratssaal in Wuppertal soll es ein neues Redepult geben – aus einem bestimmten Grund.

Das Redepult im Sitzungssaal des Wuppertaler Rathauses – nicht höhenverstellbar und bislang unverändert.

Foto: Tim Oelbermann

Bis alle Rednerinnen und Redner im Rat ein Pult in passender Größe nutzen können, wird es noch einige Wochen dauern. Florian Kötter vom Oberbürgermeisterbüro, Schriftführer im Rat, hofft, dass es zur Novembersitzung, spätestens zur Dezember-Sitzung ein neues Pult gibt.

Im März hatte eine Initiative von 25 weiblichen Ratsmitgliedern aus sieben Fraktionen sowie einer fraktionslosen Ratsfrau den Antrag gestellt, nach Möglichkeiten zu suchen, die Pulthöhe anzupassen. „Bei Redebeiträgen im Ratssaal ist es auffällig, dass Personen, die kleiner als der Durchschnitt sind, nicht oder nur teilweise zu sehen sind“, heißt es in dem Antrag. Kleineren Personen falle es auch schwer, das Publikum anzusehen, wenn sie nicht über das Pult blicken können. Das gelte auch für Menschen, die etwa in einem Rollstuhl sitzen. „Wir bitten daher, Abhilfe zu schaffen und Barrierefreiheit herzustellen“, lautete die Forderung, der der Hauptausschuss einstimmig zustimmte.

Ins Rollen gebracht hatte das Thema Dagmar Liste-Frinker (Bündnis 90/Die Grünen). Sie arbeitet beruflich als Gleichstellungsbeauftragte, initiierte ein Treffen aller Frauen im Rat. Dabei sei auch das Redepult Gesprächsthema gewesen, woraus der Antrag entstand, berichtete sie der WZ. Ein Vorstoß, den dann auch männliche Stadtverordnete unterstützten: „Die sind ja auch nicht alle 1,90 Meter groß“, erklärte damals Dagmar Liste-Frinker.

Nach der Sommerpause waren einige Ratsfrauen enttäuscht, dass das hölzerne Redepult unverändert im Ratssaal steht. „So kann man doch nicht mit uns umgehen“, hieß es etwa. Aber Florian Kötter versichert: „Wir sind sofort aktiv geworden.“

Weiterhin gilt Denkmalschutz
für den Wuppertaler Ratssaal

Das Urheberrecht des Architekten steht einer solchen Veränderung nicht mehr entgegen. Denn Johannes Schally, der den Ratssaal 1988 entworfen und vor zwei Jahren die Erweiterung auf 80 Plätze gestaltet hat, habe der Stadt die Erlaubnis gegeben, jetzt nach eigenem Ermessen zu verfügen, berichtet Kötter. Schally sei so dankbar gewesen, dass er für die Umgestaltung einbezogen wurde, dass er der Stadt den Ratssaal quasi geschenkt habe, so Kötter. „Er hat erklärt, mit der Umgestaltung sei sein Werk vollendet.“ Aber es gelte weiterhin der Denkmalschutz für den Saal.

Sie hätten sich zunächst auf die Suche nach einer Firma gemacht, die das historische Pult aus Kirschbaumholz umrüsten kann. Das erwies sich als schwierig. Schließlich habe sich ein Schreiner gefunden, der das angehen wollte, doch dann habe dieser sein Angebot zurückgezogen, berichtet Kötter.

Daher werde jetzt ein anderer Weg verfolgt: Es soll ein modernes mobiles Pult angeschafft werden, das allen Anforderungen an Barrierefreiheit genügt und in normalen Sitzungswochen zum Einsatz kommt. Nur für besondere Anlässe – und nach Prüfung der vorgesehenen Rednerinnen und Redner – soll das alte Pult wieder an seinen Platz gestellt und damit das denkmalgeschützte Bild hergestellt werden. Diese Lösung sei natürlich leichter umzusetzen und kostengünstiger, betont Florian Kötter.