Hopster-Fiala: Wenn Frauen plötzlich auf der Straße stehen

Angebot der Diakonie Wuppertal bietet seit zehn Jahren erste Hilfe in Notsituationen an.

Wuppertal. Jahrelang glaubte N., Gewalt gehöre zu einer Ehe dazu. Sie kannte es nicht anders. Dank der Hilfe von Diakonie-Mitarbeiterin Ulrike Kocherscheidt hat sie es geschafft, sich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu lösen. Seit einem halben Jahr lebt die junge Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, bereits im "Hopster-Fiala-Haus" und hat sich von ihrem Mann getrennt. Endgültig, wie sie sagt, denn oft ist sie zu ihm zurückgekehrt, hat ihn während der Trennung täglich angerufen - auch des gemeinsamen Kindes wegen.

Derzeit bereitet sie sich auf ihren Umzug vor. Sie hat eine Wohnung gefunden, der Mietvertrag ist unterschrieben. Voller Stolz berichtet sie von diesem Erfolg. Es sind Geschichten wie diese, die Ulrike Kocherscheidt, die Freude an der Arbeit mit Obdachlosen erhalten. Seit zehn Jahren hilft sie im "Hopster-Fiala-Haus" Frauen in Notsituationen. Das Angebot der Diakonie Wuppertal richtet sich an wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, die volljährig und alleinstehend sind. 25 Prozent der Klientinnen haben einen Migrationshintergrund, fast die Hälfte ist unter 27 Jahre alt. Häufig kommt es vor, dass mitten in der Nacht ein Wagen vor dem "Hopster-Fiala-Haus" hält und eine Frau auf der Suche nach einem Schlafplatz aussteigt. Meist musste diese Frau Hals über Kopf aus ihrer Wohnung fliehen oder wurde auf der Straße von der Polizei aufgelesen.

Im "Hopster-Fiala-Haus" kümmern sich dann Sozialarbeiterinnen wie Ulrike Kocherscheidt um die Hilfesuchenden, unterstützen sie sowohl bei der Wohnungssuche als auch bei Amtsgängen. Viele der in Not geratenen Frauen brauchen zusätzlich Hilfe bei persönlichen Problemen, denn häufig geht Wohnungslosigkeit mit einer Suchterkrankung einher.

"Ich habe viel gegeben, aber von den Klientinnen auch viel bekommen", erzählt Sozialarbeiterin Kocherscheidt. In einer Talkrunde im Rahmen der Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen in dieser Woche berichtete sie von einer ehemaligen Klientin, die in der Weihnachtszeit plötzlich vor ihr stand. Die Frau überreichte Kocherscheidt einen Briefumschlag und verschwand kommentarlos. In dem Kuvert befand sich ein 100-Euro-Schein. "Das mag nicht viel erscheinen, aber unsere Frauen sind arm, für sie ist das eine große Summe", so Kocherscheidt.