Lettow-Vorbeck: Ein Straßenname spaltet den Stadtteil
Die SPD begründet Kehrtwende mit neuen Erkenntnissen. Viele Anwohner protestieren.
Vohwinkel. Das Thema birgt nach wie vor jede Menge Zündstoff: In der Sitzung der Vohwinkeler Bezirksvertretung am Mittwochabend wurde die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße heiß diskutiert. Am Ende setzten sich die Kritiker des umstrittenen Generals Paul von Lettow-Vorbeck durch, dem unter anderem schwere Kriegsverbrechen in der Kaiserzeit vorgeworfen werden.
Wie berichtet, wurde mit der Stimmenmehrheit von SPD, Grünen und Linkspartei die Namensänderung gegen CDU und FDP beschlossen. "Der Name Lettow-Vorbeck lässt uns erschauern", sagt SPD-Fraktionssprecher Georg Brodmann. Der General stehe für Rassismus, Militarismus und die Nähe zum Nationalsozialismus.
Nach neuen Forschungsergebnissen soll der Truppenkommandeur im einstigen Deutsch-Ostafrika den Tod tausender Afrikaner verschuldet haben und 1920 am rechtsextremen Kapp-Putsch beteiligt gewesen sein. Die Kommission zur Kultur des Erinnerns hatte daher bereits im vergangenen Jahr eine Umbenennung angeregt. Unterstützung dafür gibt es vom Gemeinderat der katholischen Pfarreiengemeinschaft Wuppertaler Westen.
Die SPD war bisher allerdings gegen diesen Schritt. 2006 verständigte sie sich zusammen mit FDP und CDU auf eine Beibehaltung des Namens und die Anbringung einer Erläuterungstafel zur geschichtlichen Einordnung Lettow-Vorbecks und anderer Militärführer des Vohwinkeler Generalviertels. "Nach den neuen historischen Erkenntnissen über Lettow-Vorbeck sind wir klar für eine Umbenennung", begründet Georg Brodmann nun den Stimmungs-Umschwung.
Harsche Kritik kommt von den Christdemokraten. "Neu sind nicht die historischen Erkenntnisse, sondern die politischen Machtverhältnisse in diesem Gremium", sagt CDU Fraktionssprecher Moritz Iseke. Er verweist auf ein Gutachten des Militärisch-Historischen Instituts in Potsdam, nach dem Lettow-Vorbeck entlastet wird. Angesichts dieses Expertenstreits könne nach seiner Meinung den Betroffenen eine Umbenennung nicht zugemutet werden. Die CDU Vohwinkel hatte in den vergangenen Wochen eine Anwohnerbefragung durchgeführt, nach der die Mehrheit gegen eine Namensänderung ist. In der Bezirksvertretung machten einige Bürger ihrem Ärger Luft über die ihnen entstehenden Kosten der Entscheidung. Andere Anwohner begrüßten dagegen die Umbenennung als deutliches Zeichen für Demokratie und Toleranz.
Noch nicht beschlossen ist ein neuer Straßenname. SPD, Linke und Grüne hatten den Vorschlag der katholischen Kirchengemeinde im Stadtteil aufgegriffen und sich für die von den Nazis ermordete Philosophin Edith Stein ausgesprochen.