Im Zoo werden alte Bäume mit einem Endoskop untersucht
Einige der inzwischen mehr als 100 Jahre alten Bäume sind potenzielle Gefahrenquellen.
Wuppertal. Als der Wuppertaler Zoo im Jahre 1879 als Aktiengesellschaft „Zoologischer Garten“ gegründet wurde, da wies das steil ansteigende Gelände noch nicht die üppige Bepflanzung der heutigen sattgrünen Parklandschaft auf. Viele Bäume wurden damals erst gepflanzt. Da sie mehr als 130 Jahre später in die Jahre gekommen sind, muss sich der Zoo intensiver um den Baumbestand kümmern — nicht zuletzt, um die Zoobesucher vor Gefahrenbäumen zu schützen.
Wie eine gezielte Kontrolle alter Bäume mit neuen technischen Mitteln funktionieren kann, demonstriert Zookurator André Stadler am Beispiel einer etwa 130 Jahre alten Blutbuche. Sie steht in der Nähe der kleinen Villa, in der die Zoodirektion untergebracht ist, auf der Höhe der Seelöwenanlage.
„Der erste Zoodirektor war wohl ein passionierter Gartenmeister. Er hat viele der Bäume gepflanzt, die wir heute noch bewundern können. Einige sind am Ende ihrer natürlichen Altersspanne angekommen und nicht mehr standfest. Dieses Problem müssen wir sorgfältig angehen“, sagt Stadler und nähert sich mit einem Industrie-Endoskop dem hohlen Baumstamm der Blutbuche.
Bevor dort die Kettensäge angesetzt wird, soll durch eine Untersuchung ausgeschlossen werden, dass zum Beispiel Fledermäuse in dem Baum brüten oder andere geschützte Tiere geschädigt werden. Die Kamera liefert nicht nur bewegte Bilder aus dem Inneren des Stammes, sondern man kann mit ihr auch Fotos zur Dokumentation der Schäden an den Bäumen machen.
Fünf akute Gefahrenbäume hat der Zoo bisher auf seinem Gelände ausgemacht, die nun entweder gefällt oder gestutzt werden müssen. Zoomitarbeiter Björn Clausius, der als Gartenmeister ausgebildet ist, wird zudem ein Baumkataster erstellen. In den kommenden Jahren werden weitere Bäume das Ende ihrer Lebenszeit erreichen und damit zu potenziellen Gefahrenbäumen werden. Jeder Baum im Zoo soll nach der Art und seinem Alter bestimmt und nummeriert werden sowie eine GPS-Ortung erhalten. Langfristig soll so vermieden werden, dass der Zoo bei starkem Wind und Sturmwarnungen — wie zuletzt öfter geschehen — geschlossen werden muss.
„Um unserem Konzept des Grünen Zoos Wuppertal gerecht zu werden, möchten wir aber nicht nur den eigenen Baumbestand intensiver managen, sondern auch wieder neue Bäume anpflanzen“, sagt Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz. Um diese Pläne zu finanzieren, sucht der Zoo Baumpaten, die sich mit 100 bis 500 Euro an der Pflanzung eines Baumes beteiligen wollen. Der Parkcharakter des Wuppertaler Zoos soll auf alle Fälle erhalten bleiben. „Ein Teil dieser Baumspenden wird zudem in ein Aufforstungsprogramm auf Madagaskar fließen“, kündigt Zoodirektor Lawrenz an.