Indien lässt’s im Tal krachen
Die Stadthalle wurde zur Kulisse für einen indischen Action-Thriller.
Wuppertal. Der kleine Sebastian Maximilian Dosch hält sich die Ohren zu, denn gleich wird es ganz laut "bumm" machen, hat sein Vater ihm erzählt. Wegen einer Hochzeit in der Stadthalle waren sie mit der Familie nach Wuppertal gekommen und blieben über Nacht.
Dass die Feier nicht die einzige Attraktion ihres Wochenendes sein würde, war ihnen vor Beginn der Reise nicht klar. Das Tagungshotel neben der Stadthalle aber informierte seine Hotelgäste bei der Ankunft umfassend über die Dreharbeiten des indischen Films "Mujjahir". Immerhin sollte die erste Explosion am Sonntag bereits um 8 Uhr früh stattfinden.
Aber das Wuppertaler Wetter macht dem Filmteam der Firma "action concept" einen Strich durch die Rechnung. Es gießt wie in Strömen und deswegen kann die aufwendige Szene einer Autoexplosion erst um viertel vor Elf gedreht werden. Am Set sind all sichtlich nervös. Einen bedeckten Himmel können die Kameraleute mit Filtern ausgleichen.
"Regentropfen dürfen aber nicht zu sehen sein", erklärt Hendrik Lam, Produktionsleiter am Set. Die Filmleute, die auch die Stunts der Serie "Cobra 11" machen, sind mit 50 Mitarbeitern im Einsatz. Manche der Stuntleute stehen bereits seit 15 Jahren bei "action concept" unter Vertrag.
Drei von ihnen werden von der Explosion regelrecht durcheinander gewirbelt. Eine Stahlseil-Konstruktion sorgt dafür, dass es im Film so aussieht, als würden die Stuntmänner durch eine Druckwelle vom Auto weggeschleudert. Aber auch die Explosion an sich ist mehr Schein als Sein. Aus Sicherheitsgründen werden keine brennbaren Flüssigkeiten verwendet - stattdessen wird Blütenstaub entzündet. Ein mehr als drei Meter hohes Feuer sorgt für eine eindrucksvolle Explosion. Als die Szene endlich im Kasten ist, muss sofort der nächste Stunt vorbereitet werden. Regen ist auch dabei unerwünscht.
Doch immer wieder fallen Tropfen vom Himmel. Die etwa 100 Komparsen aus Wuppertal, Köln und Umgebung warten bereits seit 7.15 Uhr auf ihre Einsätze, die oft nur wenige Minuten dauern. Sie spielen Demonstranten, die auf einem Friedenskongress gegen den Krieg mobil machen wollen. Unter ihnen auch der 18-jährige Rooly Ngimbi. "Ich spiele einen afrikanischen Botschafter. Am Samstag hatte ich eine längere Einzelszene. Heute bin ich einer von vielen Demonstranten und flüchte vor der Explosion", berichtet er nicht ohne Stolz.
Der gebürtige Kongolese lebt seit drei Jahren im Tal. Dass er zum Casting für den indischen Film ging, war reiner Zufall. Er wurde im Wupperbeach angesprochen und eingeladen. Durch den Jugendclub der Wuppertaler Bühnen hat er Erfahrung als Schauspieler sammeln können und ist sich sicher, auch auf der indischen Leinwand eine gute Wuppertaler Figur zu machen.