Jan-Philipp-Zymny (18) ist der erste Stadtmeister im Poetry-Slam
Jan-Philipp Zymny ist Wuppertals erster Stadtmeister im Poetry-Slam. Er gewann in der Börse gegen fünf Konkurrenten.
Großartig waren sie alle — und verdient hätte es jeder. Am Ende setzte sich bei den ersten Wuppertaler Stadtmeisterschaften im Poetry-Slam der 18 Jahre alte Abiturient Jan-Phillipp Zymny aus Wuppertal gegen die fünf Mitbewerber durch. Er sicherte sich damit das Ticket für die NRW-Meisterschaft der Wettkampfpoeten in Köln, bei der er Wuppertal vertreten wird.
Die von den „Wortpiraten“ André Wiesler und David Grashoff inszenierte Veranstaltung in der Börse vor 120 begeisterten Zuschauern hatte beachtliches Niveau und bot ein Feuerwerk erstklassiger Slamtexte. „In Wuppertal bewegt sich etwas. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung“, sagte Grashoff zur WZ. „Vor zwei Jahren wussten die Leute noch nichts mit Poetry-Slams anzufangen — heute haben wir unser Stammpublikum.“
In zwei Vorrunden plus Finale hatte jeder Slammer innerhalb von fünfeinhalb Minuten Gelegenheit, die Zuschauer von sich zu überzeugen. Die stimmten nach jeder Runde für ihren Favoriten ab. Der spätere Gewinner zog das Publikum bereits bei der ersten Nummer in seinen Bann, als er drei Personen verkörperte und „Opas Märchenstunde“ zum Besten gab. Sascha Thamm aus Remscheid, der sich im Finale mit Zymny im freundschaftlichen Wettstreit duellierte, erntete mit „Kondomen und Silberfischen“ ebenfalls tosenden Applaus. „Es macht Riesenspaß, hier zu lesen, weil sofort die Resonanz da ist“, sagte der 38-Jährige.
Nicht ganz so großartig kamen Jan Moebus mit einer Abrechnung mit seiner Ex-Freundin („Oh bitte komm zurück“) und David Gerhold (mit einem Text über darmtrompetende Affen) an. Max Humpert dagegen war der dritte Platz bei der jüngsten deutschen U-20-Meisterschaft anzumerken: Er pflückte Hip-Hop-Songtexte der Black-Eyed Peas und von Berlins Most Wanted auseinander, wobei er gekonnt ebenso Plattitüden wie die „Drastik der Darstellung“ entlarvte. Zwischen Polarisierung („Mathelehrer-Nazi“) und berührenden Momenten („Ausgrenzen“) schwankte die einzige weibliche Vertreterin, Rebekka Möller. „Auch wenn’s nicht so gut ankommt, finde ich die ernsten Texte wichtig“, kommentierte Zuschauer Phillip Große-Brauckmann, 25-jähriger Ingenieur, ihre Darbietung.
Nach der Pause ging es in umgekehrter Reihenfolge weiter — mit nochmals gesteigertem Niveau zwischen Romantik, Melancholie und Lachsalven. Auch hier zeigten Sascha Thamm und Jan-Phillipp Zymny ihre größte Klasse. Wortgewaltig und mit akzentuierter Mimik und Gestik katapultierten sie sich ins Finale.
Hannah Keller (15), die regelmäßig Slams besucht, war zufrieden: „Alle kommen authentisch herüber und das Niveau ist hoch“. Auch Freundin Leila Miadi (15) gefiel der Abend: „Der Schwerpunkt lag heute auf humorvollen Texten — es war sehr witzig.“ Nach einem tollen Finale mit knappem Ausgang wurde Jan-Phillipp Zymny mit dem „Silbernen Torsten“ gekürt — einem Schädel, den er triumphierend ins Publikum hielt. Sein erster Kommentar zur WZ: „Das war cool — das hat geflasht. Jetzt freu’ ich mich auf Köln.“