Wuppertal Katholische Frauen kritisieren „Scherbenhaufen“ in der Kirche

Die Forderung: tatsächliche Gleichberechtigung, zum Beispiel durch den Zugang zu allen Ämtern der katholischen Kirche.

Von tatsächlicher Gleichberechtigung ist die katholische Kirche noch entfernt.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Kuchen backen, für Basare basteln und ansonsten die wichtigen Entscheidungen den Männern überlassen. So sah die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche lange Zeit aus. Ganz so extrem ist die Situation mittlerweile nicht mehr. Als Lektorinnen, Kommunionhelferinnen, Katechetinnen sowie im Vorsitz des Pfarrgemeinderats hat das Wort von Katholikinnen gerade in den Gemeinden vor Ort einiges Gewicht.

Doch von tatsächlicher Gleichberechtigung ist die an den Schlüsselstellen nach wie vor ausschließlich von Männern besetzte katholische Kirche weit entfernt. Das wollen die Frauen nicht mehr hinnehmen und fordern nun mit Nachdruck mehr Mitspracherecht. So setzt sich die Münsteraner Initiative Maria 2.0 für weitreichende Reformen ein. Sie fordert unter anderem den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der katholischen Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine Ausrichtung der Sexualmoral auf die Lebenswirklichkeit der Menschen. Das soll mit einem Kirchenstreik unterstrichen werden. Daran beteiligen sich auch Katholikinnen aus dem Stadtgebiet. In der Woche vom 11. bis zum 18. Mai wollen sie keine Kirche betreten und keine ehrenamtlichen Arbeiten in der Gemeinde ausführen.

„Wir möchten auf den Scherbenhaufen in der katholischen Kirche hinweisen“, erklärt Mechthild Rohde. Sie ist Sprecherin der katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (KFD) in der Pfarreiengemeinschaft Wuppertaler Westen. Dort hat das Selbstbewusstsein der engagierten Damen eine lange Tradition.

Bereits 1907 waren es die Frauen des Erzbistums, die das heutige Gotteshaus an der Edith-Stein Straße finanzierten. Auch von den Drohgebärden der Nationalsozialisten ließen sich die mutigen Katholikinnen kein bisschen beeindrucken. Gut verborgen hinter den Klostermauern an der damaligen Lettow-Vorbeck Straße trafen sie sich trotz Verbots regelmäßig.

Mit Blick auf diese bewegte Geschichte wollen sich die Damen der KFD die männliche Bevormundung nicht länger bieten lassen. „Es geht uns darum, verkrustete Strukturen aufzubrechen“, sagt Mechthild Rohde. Ein zentraler Punkt ist dabei der allein männliche Zugang zu den Weiheämtern. „Wir fordern, dass Frauen als Priesterinnen zugelassen werden können“, betont die KFD Vorsitzende.

Ein Dorn im Auge ist den Katholikinnen auch die schleppende Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. „Hier sind deutliche Konsequenzen notwendig“, findet Rohde. Den Katholikinnen ist klar, dass sich ihre Forderungen nicht über Nacht erfüllen werden. „Wir müssen dicke Bretter bohren, aber wir werden nicht aufgeben“, sagt Mechthild Rohde. Die Initiative der Frauen richte sich allerdings in keinem Fall gegen das örtliche Pastoralteam oder die Gemeinden, in der sie sich vielfältig engagieren. Vielmehr gehe es ihnen um den Zustand der Gesamtkirche.

Sowohl Zustimmung, als auch Kritik an der Aktion äußert Stadtdechant Bruno Kurth. „Die Frauen hinter Maria 2.0 äußern ihren Unmut über die Situation unserer Kirche. Allemal ist es besser, beherzt in der Kirche aufzutreten und sich zu Wort zu melden, als stillschweigend aus der Kirche auszutreten“, lautet seine Meinung. „Nicht gelungen finde ich persönlich, wie verschiedene Anliegen wie die Zulassung von Frauen zum Weiheamt in der Kirche oder die Forderung nach Abschaffung des Pflichtzölibates mit dem Umgang mit Missbrauch und sexueller Gewalt verknüpft werden“, so Kurth. Ihm gehe es um einen konkreten Ansatz. „Wichtig sind jetzt zum Beispiel unabhängig besetzte Kommissionen, die den Umgang mit Missbrauch begleiten und intervenieren können, wo nötig“, sagt der Stadtdechant.