Engagement „Das ist so bereichernd für uns!“
Zum zehnten Mal hat die Familie Dicke-Poswiat Kinder aus der Region um Tschernobyl aufgenommen.
Wuppertal. Die Sonne scheint, die Mädchen ruhen an schattigen Plätzen im Garten aus, die Jungen spielen am Planschbecken. Eine Sommer-Idylle in Ronsdorf-Blombach. Vor allem für drei der sechs Kinder und Jugendlichen ist das ein Paradies. Sie kommen aus Weißrussland, einer Region, die noch immer durch den Reaktor-Unfall von Tschernobyl belastet ist. Sie sind zu Besuch bei Familie Dicke-Poswiat, um aufzutanken.
„In den vier Wochen blühen sie immer auf“, erklärt Katrin Dicke-Poswiat. Hier könnten sie alles essen, sind keiner Strahlung ausgesetzt und: „Hier können sie mal richtig Kind sein.“
Ausflüge und Mensch-ärgere-dich-nicht
Der Verein Wuppertaler Hilfe für Kinder von Tschernobyl organisiert solche Gastaufenthalte. Vereinsvorsitzende Angela Dicke erklärt, dass die Strahlenbelastung zu einer Immunschwäche führt, die Kinder ständig Husten und Magen-Darm-Probleme haben. Nach drei Mal vier Wochen in Deutschland hätten sie viel bessere Blutwerte. Dann kämen sie eine Weile von den Problemen ihrer Familien in der sehr armen Region weg. Zudem eröffne die Reise den Jugendlichen neue Perspektiven, spornt sie zu höheren Abschlüssen und damit besseren Berufsaussichten an.
Katrin Dicke-Poswiat ist in das Programm hineingewachsen, weil ihre Eltern zu den Gründern des Vereins gehören. Vor 14 Jahren nahm sie zum ersten Mal Kinder auf, freut sich seither, jungen Gästen etwas Gutes tun zu können. „Das ist so bereichernd für uns!“, schwärmt sie.
Ihre Kinder freuen sich immer auf den Besuch. Julia (18) und Nora (16) haben eins ihrer Zimmer leergemacht. Nun wohnen die Schwestern Victoria (16) und Jana (11) dort. Sohn Tom (9) hat Sergej (7) in sein Zimmer aufgenommen. „Wir spielen viel“, erzählt Nora. Mensch-ärgere-dich-nicht sei der Renner, erklärt die Mutter.
Auch die Gäste sind zufrieden: „Es gefällt mir sehr“, sagt Victoria mit einem breiten Lächeln. „Wir machen viele Ausflüge.“ Der Verein organisiert Fahrten in die Sternwarte, einen Kletterpark oder den Hallenspielplatz.
Was die Mädchen zu Hause nach der Schule tun? „Arbeiten!“, sagt Victoria. Die Eltern arbeiten in einer Kolchose. Victoria bestellt das Feld der Familie und passt auf Geschwister auf.
Sergej fand das Trampolin toll und Toms Playmobilfiguren. Sagt’s und wendet sich zum Planschbecken - das ist jetzt das Spannendste.