Kita: Neue Gruppenform ist ein Spagat zwischen Klein und Groß

Kibiz: Kinder zwischen zwei und sechs Jahren werden zusammen betreut. Für alle Seiten eine Herausforderung.

Wuppertal. In den Wuppertaler Kindertageseinrichtungen gibt es seit dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) immer mehr ganz kleine Kinder. Das liegt daran, dass mit Kibiz 2008 die neue Gruppenform der Zwei- bis Sechsjährigen eingeführt wurde. Vorher waren die jüngsten Kinder dort drei Jahre alt. Mittlerweile werden in 72 Prozent aller Einrichtungen Gruppen für Zwei- bis Sechsjährige angeboten. Damit hat sich die Struktur und auch die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen grundlegend verändert.

„Die Nachfrage ist sehr hoch. Die Eltern sehen, wie gut sich die Kinder entwickeln“, sagt Stadtbetriebsleiterin Cornelia Weidenbruch, die davon überzeugt ist, dass die neue Gruppenform die der Zukunft ist.

Aber mit dieser Veränderung wächst auch die Verantwortung und die Herausforderung für die pädagogischen Fachkräfte, die viel mehr gefordert werden: Ihre Aufgabe ist es, die Kinder unterschiedlichen Alters individuell in ihrer Entwicklung zu fördern. Um diesen „Spagat“ ging es am Dienstag bei einer Fachtagung. 200 Fachkräfte freier wie öffentlicher Träger bekamen Anregungen für ihre Arbeit. Dabei ging es auch um Raumgestaltung, Spielmaterial, Bewegung und Sprachförderung.

„Wir haben Kindergärten jahrelang als Einrichtung für Kinder ab drei Jahren begriffen. Zweijährige haben ganz andere Bedürfnisse, da sind wir noch in der Entwicklungsphase“, erklärt Birgitt Wallraff vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Teilweise sei es schwierig, gute Rahmenbedingungen zu gewährleisten.

Aus Sicht von Professor Rainer Strätz, stellvertretender Leiter des Sozialpädagogischen Instituts NRW, bietet die neue Gruppenform viele Chancen: „Groß und Klein lernen voneinander. Das kann sehr wirkungsvoll sein.“ Allerdings müsse jedes Alter auf seine Kosten kommen, deshalb sei es enorm wichtig, ausgewogene Gruppen zu bilden.

Eine neue Bedeutung kommt grundsätzlich der Elternarbeit zu: „Die Unsicherheit bei den Eltern ist viel größer als beispielsweise bei Vierjährigen“, sagt Strätz.