Sinfonieorchester und mehrere Chöre Konzert auf dem Platz der Republik: „Spaziergang im Quartier“
Wuppertal · Im Rahmen des Stadtteilprojekts „Uptown Culture“, gefördert vom Programm „Neue Wege“ des Landes Nordrhein-Westfalen, engagiert sich das Orchester in der Nordstadt. Die Uraufführung von Bustans Komposition „Spaziergang im Quartier“ ist der Höhepunkt des Projektes.
Noch laufen die Proben. Das Sinfonieorchester ist mit 50 Mitgliedern beteiligt, dazu kommen weitere 50 Akteure. Sängerinnen des Chors WOW („Women of Wuppertal“), der türkische Chor, der Else-Chor von der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule und der „Chor im Loch“ sind beteiligt. Instrumentalsolisten spielen Mandolinen, Saz, Oud und Akkordeon.
Ensemble aus Profis, Semi-Profis und Laien
Für Generalmusikdirektor Patrick Hahn ist es nichts Neues, ein gemischtes Ensemble aus Profis, Semi-Profis und Laien zu dirigieren. Neu sind für ihn manche Konstellationen. Klassisch-sinfonische Klänge treffen auf die orientalische Kurzhalslaute Oud, sanfte Mandolinentöne auf bombastisches Schlagwerk. Shaul Bustan schafft in seiner Komposition neue Klangwelten.
Patrick Hahn, der Proben und Konzert musikalisch leitet, findet die Musik total spannend. „Die Harmonien, die Melodienfolge, alles ist kunstvoll verschachtelt und die Komposition ist musikalisch sehr gelungen“, sagt er. „Es ist so großartig komponiert, dass wirklich alles für alle passt. Keiner wird über- oder unterfordert.“
Im „Spaziergang im Quartier“ erzählt Shaul Bustan, der in Wuppertals israelischer Partnerstadt Be‘er Sheva als Kind einer persischen Mutter und eines osteuropäischen Vaters aufwuchs, eine musikalische Geschichte über die Elberfelder Nordstadt. „Eine regnerische Nacht im Tal“, „Am frühen Morgen“, „Nachmittagsbrise“ und „Feiertal Abend“ heißen die vier stimmungsvollen Sätze der knapp 30-minütigen Komposition.
Bustan lebt in Deutschland und probte im Juni sein Werk ein erstes Mal bei einem Workshop am Ostersbaum. Am Dienstag dieser Woche lernten Komponist und Generalmusikdirektor einander kennen. „Ich freue mich sehr, dass Patrick das macht. Das ist ein enormes Geschenk für mich“, sagte Bustan. Er ist froh, dass nach dem Vorbereitungsprozess von fast einem Jahr das Konzert nun in dieser Form stattfinden wird.
Eine musikalische Geschichte über die Elberfelder Nordstadt
Am Mittwoch bei der zweiten Probe von Orchester, Chören und Solisten geht es im Probenraum an der Burgunderstraße noch turbulent zu. Hahn muss über das lebendige Durcheinander ein wenig schmunzeln. Dann startet er mit dem zweiten Satz und alle arbeiten konzentriert.
Die Einsätze der Chöre klappen noch nicht immer, doch der Dirigent lobt: „Schon viel besser als gestern. Vielen Dank für eure Energie“, sagt er Sängerinnen und Sängern und rät: „Die Stelle ist so schön, lasst euch dabei mehr Zeit.“ Anschließend klingt es tatsächlich schon viel besser. Der Text, der auf Deutsch und Türkisch gesungen wird, klingt sehr lyrisch. David J. Becher, der sich mit Clara Weise die Projektleitung teilt, hat ihn geschrieben. Nach gut 30 Minuten ist diese Probe für die Chöre beendet. Am Sonntag auf der Bühne werden sie sicherlich perfekt singen.
Die Sinfoniker setzen die Probe fort, der Probenraum füllt sich mit märchenhaften Klängen, manche Passagen reizen zum Tanzen. Romantische Klänge wechseln fließend zu orientalischen, die vier Hornisten haben ebenso gut zu tun wie die vier Schlagwerker. Die Streicher spielen freie Passagen voller Emotionen, zarte Flötenklänge wechseln mit bombastischer Bläserpower. „Am Ende entsteht eine schöne Mischung“, freut sich der Hahn, und: „Schön, dass wir das machen dürfen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.“
» „Spaziergang im Quartier“ von Shaul Bustan findet open air am Sonntag, 3. September, um 11 Uhr auf dem Platz der Republik statt. Kein Eintritt. Mitwirkende: Chöre aus der Wuppertaler Nordstadt, Studenten der Hochschule für Musik, Wuppertal, Instrumental-Solisten, Sinfonieorchester Wuppertal, Patrick Hahn, Dirigent.