Kränze erinnern an die KZ-Opfer

4000 Menschen kamen am Samstag zum ehemaligen KZ Kemna.

Foto: Stefan Fries

„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, stand auf einem ausgerollten Spruchband am 35. Gedenktag des von Juli 1933 bis Januar 1934 bestehenden Konzentrationslagers Kemna. Eingeladen hatten wieder der Jugendring Wuppertal und sein Vorsitzender Sascha Carsten Schäfner. Und auch am vergangenen Samstag hatten sich zahlreiche Vereine und einige der im Rat vertretenen Parteien eingefunden, um am Karl-Ibach-Weg der etwa 4000 Menschen zu gedenken, die wegen ihrer den Nazis unbequemen politischen Meinung dort gequält, gedemütigt und ihrer Menschenwürde beraubt wurden.

Einer von ihnen war das damals 18 Jahre alte Wuppertaler KPD-Mitglied Karl Ibach, der später nach dem Krieg seine Erlebnisse im KZ Kemna zu Papier brachte und damit einen der wenigen Zeitzeugenberichte verfasste.

Bis zu 1100 Menschen waren an der Straße nach Beyenburg gleichzeitig in einer ehemaligen Putzwollfabrik am Wupperufer unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen zusammen gepfercht und den üblen Schikanen der KZ-Schergen ausgesetzt.

Weil die Schmerzensschreie der Gefolterten weithin zu hören waren, wurde das KZ im Januar 1934 geschlossen und die Gefangenen in andere Lager dieser Art verschleppt, wo ihre Rufe, fernab menschlicher Ansiedlungen ungehört verhallten.

Bevor die Kränze an dem von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums 1983 Kothen entworfenen Denkmal niedergelegt wurden, gab es Ansprachen von Bürgermeisterin Ursula Schulz und Jens Blätte von den Kreuzpfadfindern. Ursula Schulz erinnerte daran, dass es auch heute auf der Welt zahlreiche Kriege, Flucht und Verfolgung gebe, und dass die Demokratie ein hohes Gut sei, das täglich verteidigt werden müsse. Dass viele schlimme Sprüche heute wieder „salonfähig“ seien, bereite ihr große Sorgen. Im Gedenken an die KZ-Opfer appellierte die Bürgermeisterin, dass nie Individuen zu bloßen Objekten herabgewürdigt werden dürften.

Jens Blätte berichtete anhand von Beispielen aus seiner Familie, wie Angehörige im KZ inhaftiert wurden, es den Anderen aber mit List gelang, der „Sippenhaft“ zu entkommen. Beispielsweise durch das Aufhängen übertrieben großer Hakenkreuzfahnen. „Aber die Gedanken waren frei“, so Blätte, der gleichzeitig bat, sich vor den Naziopfern zu verneigen, die mutig ihre Meinung kundgetan hatten.

Den musikalischen Rahmen zu der eindrucksvollen Gedenkstunde lieferte die Gitarristin und Gesangsinterpretin Franzi Rockzz. Mit einem minutenlangen stillen Gedenken schloss die Zusammenkunft am Karl-Ibach-Weg.