Kraftwerk auf Korzert: Aus Wuppertals Müll wird grüner Strom
65.000 Megawattstunden regenerativen Strom produziert die AWG auf Korzert.
Korzert. 400.000 Tonnen Müll werden jährlich im Müllheizkraftwerk der AWG auf Korzert verbrannt. Mehr als 50 Prozent der Abfälle bestehen aus biogenem Material, wie zum Beispiel Holz, Pressspanplatten oder Bioabfällen, weshalb bei der Verbrennung nach Berechnungen der AWG 65.000 Megawattstunden (MWh) regenerativer Energie pro Jahr erzeugt werden.
Außerdem speist die AWG erhitztes Wasser in das Fernwärmenetz Süd ein, über das zum Beispiel das Schulzentrum Küllenhahn, die Schwimmbäder Neuenhof und das SSLZ sowie die neuen Landesschulen an der Parkstraße und Firmen im Industriegelände Ronsdorf versorgt werden.
„Um die gleiche Menge an erneuerbarer Energie zu erzeugen, müssten wir in Wuppertal 100 Windräder in der Größe des Windrads auf Korzert aufstellen. Jeder dritte Privathaushalt könnte theoretisch durch die bei uns erzeugte Energie versorgt werden“, sagt Conrad Tschersich, Technische Geschäftführung der AWG.
Die AWG wird auf der Grundlage des vom Bundesumweltamt bestellten Gutachtens als eines der ersten Müllheizkraftwerke in Deutschland Zertifikate für „grünen Strom“ erhalten. Nach neuen gesetzlichen Regelungen gibt es für den im Müllheizkraftwerk erzeugten Strom zwar keine EEG-Förderung, doch man erhalte in Zukunft Zertifikate, die handelbar seien. Die Wuppertaler Stadtwerke hätten deshalb die Möglichkeit, ihr Angebot an „Grünem Strom“ erheblich auszuweiten.
AWG-Geschäftsführer Wolfgang Herkenberg sieht im Verkauf beziehungsweise in der Weitergabe der Zertifikate nicht den wichtigsten Erfolg für die AWG. Ihm geht es vielmehr um eine aus seiner Sicht längst überfällige Neubewertung der ökologischen Bilanz der Müllverbrennung in einem Müllheizkraftwerk im Vergleich zu einem Biomassekraftwerk. Würde man zum Beispiel eine Dachlatte in einem Biomassekraftwerk verbrennen, so werde der Strom als erneuerbare Energie mit 6,24 Cent/Kilowattstunde subventioniert.
Biomassekraftwerke seien aber kleine Müllheizkraftwerke, die über keine so effektive Rauchgasreinigung verfügen, wie zum Beispiel die Anlage auf Korzert, glaubt Herkenberg. „Der hier oder dort erzeugte Strom schmeckt nicht anders“, sagt der AWG-Chef und fügt hinzu: „Die Gleichstellung ist sinnvoll, zumal wenn man dabei alle Faktoren wie die Transportwege für den Müll oder den technischen Standard der Anlage berücksichtigt.“