Kreuzpfadfinder: „Raus aus der Großstadt, rein in die Natur“
Vor 50 Jahren wurden die Kreuzpfadfinder gegründet — ein stolzer Blick zurück.
Wuppertal. Wer Jürgen Vitenius nach Vogelnamen, die mit dem Buchstaben S angefangen, fragt, der muss nicht lange auf eine Antwort warten: Mit einem Klick öffnet der Wuppertaler an seinem Laptop ein Foto vom Pfingstlager der Kreuzpfadfinder Wuppertal. Es zeigt eine schwarze Jurte, an deren Zeltplane 29 Vogelnamen wie Schwalbe, Savannenbussard und Seriemas prangen. „Das sind die Namen unserer Gruppen“, erklärt Vitenius.
Seit der Gründung des Verbandes vor 50 Jahren sei es Tradition, die Gruppen nach einem Vogel mit dem Anfangsbuchstaben S zu benennen, führt der 70-Jährige aus. Er kann eine gewisse Genugtuung nicht verleugnen, während er sich durch die Bilder klickt. Begeistert zeigt er auf eine Aufnahme von 30 sogenannten Frischlingen, also Kindern, die am vergangenen Wochenende zum ersten Mal an einem Zeltlager teilgenommen haben: „Die Schuhe können nass sein, es kann regnen, aber trotzdem ist die Welt in Ordnung“.
Dieses Gefühl kennen Vitenius und seine Mitstreiter Hans Joachim Haubitz, Hans Günther Janssen und Jörg Limberg nur zu gut. Vor 50 Jahren gründeten sie den überkonfessionellen Kreuzpfadfinderbund Wuppertal. „Heute ist es selbstverständlich, dass es überkonfessionelle Verbände gibt, damals war das noch etwas Besonderes“, erklärt Vitenius. Doch der Widerstreit im Tal blieb zum Erstaunen der Pfadfinder aus. „Wir wurden akzeptiert“, erklärt das Gründungsmitglied der Kreuzpfadfinder.
Ganz im Gegenteil: Die damals Jugendlichen, die mit der Jugendarbeit in ihren jeweiligen Bezirken unzufrieden waren, seien in der Pauluskirche in Unterbarmen mit offenen Händen empfangen worden: „Der Pfarrer hat sich richtig gefreut“, erinnert sich Vitenius an die Situation. Und auch bei den Kindern stießen die neuen Kreuzpfadfinder recht schnell auf große Beliebtheit: Schon nach kurzer Zeit seien die Gruppen so groß geworden, dass man einen Aufnahmestopp für neue Mitglieder verhängen musste.
Mehr als 40 Pfadfinder sollten es in den drei Gruppen nicht sein. „Wir wollten uns in der Stadt noch beim Namen wiedererkennen“, erklärt Vitenius. Diese verklärte Vorstellung hat sich inzwischen überholt, das Anliegen der Pfadfinder sei jedoch immer noch das gleiche geblieben.
„Wir wollen raus aus der Großstadt, rein in die Natur“, erklärt Vitenius. In Wuppertal böten sich dafür gute Möglichkeiten: So würden die neun Stämme bei gutem Wetter spontan Ausflüge auf die Hardt oder in den Mirker Hain machen.
Zudem gebe es im Sommer große Freizeiten, das Pfingstzeltlager nicht zu vergessen. „Pfadfinder setzen sich schon seit hundert Jahren auf der ganzen Welt für Umweltschutz ein, lange bevor es dafür Parteien gab“, erklärt Vitenius.