Oper Wuppertal 70 Kinder und ein „Sommernachtstraum“

Benjamin Brittens Oper ist das Mitmachstück in der Spielzeit 19/20. Premiere im Mai.

Dem Operngesang hautnah auf der Spur: Sopranistin Ralitsa  Ralinova  und Kinder der Grundschule Liegnitzerstraße im unteren Foyer.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Wer kann wohl so hoch singen wie Ralitsa Ralinova? Die Sopranistin an der Wuppertaler Oper legt vor, nur mühsam können ihr die jungen Schüler folgen. „Ich finde, Sie haben eine sehr schöne Stimme“, sagt ein Mädchen anerkennend. Das Opernhaus in Barmen war am Dienstag für gute zwei Stunden fest in Kinderhand – der Besuch markiert den Auftakt der Arbeit an der Community-Oper „Ein Sommernachtstraum“ von Benjamin Britten.

In der Spielzeit 2016/17 lud die Oper Wuppertal erstmals den Nachwuchs zum Mitmachen ein. Mit großer Begeisterung erarbeiteten und führten 150 Kinder und Jugendliche „Pulcinella“ auf. Nun geht das Nachfolgeprojekt an den Start, das Musik und Oper des englischen Komponisten Kindern und Jugendlichen näherbringen will. Kindern, die oft Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten besuchen und auf jeden Fall wenig Gelegenheit haben, der Hochkultur zu begegnen, geschweige denn daran mitzuwirken. Etwa 130 Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren der Grundschulen Opphof und Liegnitzerstraße, der Gesamtschulen Langerfeld und Ronsdorf sowie des Berufskollegs Kohlstraße erarbeiten nun binnen sieben Monaten unter Anleitung verschiedener Künstler ein großes Bühnenstück und führen es im Mai auf. Die Schulklassen übernehmen ihren künstlerischen Lehrern entsprechend Aufgabenschwerpunkte, von Kostümen und Bühnenbild (Opphof) über Musik (Liegnitzerstraße), Tanz (Kohlstraße und Langerfeld) bis hin zu Videoarbeiten für die Bühne (Ronsdorf).

Der Weg führt am Zuschauerraum vorbei direkt auf die Spiegeltür zu. „Pssst“ zischt es, während die Kinder sich durch mehrere schmale Gänge schlängeln, die sich dahinter verbergen, bis sie schließlich neben der ehrwürdigen Bühne stehen. Die präsentiert sich weitgehend leer, der Orchestergraben ist verdeckt, darauf steht ein Flügel. Inspizient Lauren Schubbe erklärt, das Headset auf dem Kopf, seine Arbeit, lässt zum Erstaunen der jungen Besucher die Orchesterbühne samt schwerem Instrument hinunterfahren. Derweil erklärt Georg Stucke, der Solotrompeter des Sinfonieorchesters ist, im Kronleuchterfoyer, wie sein Instrument funktioniert. Eine kleine Kostprobe zum Hören gibt es natürlich auch. Und Fragen, etwa danach, wie lange man braucht, um so gut spielen zu können wie der 27-Jährige.

Wie lange man lernen muss, um ein Instrument spielen zu können

Im kleinen Foyer ganz oben im Haus haben Regisseurin Ela Baumann und Bühnenbildner Florian Angerer die Bühne als Guckkasten im Maßstab 1:33 aufgebaut. Die Besucher dürfen dort Ausstattungselemente und Figuren positionieren. Und werden auf unterhaltsame Weise in das komplexe Stück eingeführt. Ela erzählt lebhaft die darin verwobenen drei Geschichten von den „Sorgerechtskonflikten in der Feenwelt“, den Irrungen und Wirrungen vier Liebender und einer Schauspielaufführung von Handwerkern, die Shakespeare 1595/96 einst niederschrieb und die 1960 Vorlage für Britten waren.

Zu einer Art Schlussrunde kommen die 70 Schülerinnen und Schüler im Zuschauerraum zusammen. Zunächst singen der Countertenor Etienne Walch und die Sopranistin Ralitsa eine Arie von „Oberon“, was zu der erstaunten Frage an den Countertenor führt, ob es sehr schwierig sei, so (hoch) zu singen. Ansonsten wollen die Kids ihre künftige „Wirkungsstätte“ vor allem zahlenmäßig erfassen. Von der Größe der Oper mit ihrer riesigen Bühne (20 000 Quadratmeter hat die Oper insgesamt, allerdings sind nur 3000 Quadratmeter für die Zuschauer zugänglich) bis zur Beschäftigtenzahl und zur Zusammensetzung des Sinfonieorchesters.

Dann strömen alle auseinander, denn es gibt viel zu tun, bis die Oper erarbeitet ist. Im Gepäck haben die jungen Künstler das Versprechen Elas, die bald die einzelnen Klassen besuchen will.