"Achtung Deutsch!" - Das Taltontheater badet lustvoll in Klischees

„Achtung Deutsch!“ nimmt Vorurteile aufs Korn. Dem Publikum gefällt’s.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Nein, ein typischer Syrer ist Tarik (Gerald Liebenow) mit seinem Ordnungssinn und seinem Gefallen an mittelhochdeutscher Lyrik nicht. Dafür aber der perfekte Deutsche. „Achtung Deutsch!“ von Stefan Vögel entlarvt im Taltontheater auf überaus witzige Weise Klischees von und über Deutsche und ihre beliebtesten Urlaubsländer und sorgt für reichlich Lacher im ausverkauften Saal.

Henrik Schlüter (David Meister) vereint in seiner Sozialwohnung eine übliche Studenten-WG: Stefanie Schanzleh schlurft leicht bekleidet als Französin Virginie herein, nachdem sie mit ihrem schon wieder gewechselten Freund bis zum Morgen gefeiert hat. Maurice Kaeber beteiligt sich als Italiener Lorenzo an der Party und will von Aufräumen nichts wissen. Theaterchef Jens Kalkhorst trottet als Wiener Langzeitstudent Rudi in verlotterten Klamotten umher.

Als der Hauptmieter Henrik in den Urlaub gefahren ist, kündigt die Hausverwaltung eine Kontrolle an: Henrik habe die Wohnung für seine Familie gemietet — diese soll nun in Augenschein genommen werden. Voller Angst um ihre Bleibe und Tariks Bemühungen um die deutsche Staatsbürgerschaft spielen die Studenten also deutsche Familie.

Die Kuckucksuhr wird neben dem Makramee-Zopf aufgehängt, Stickdeckchen und ein blaffendes Anschnauzen als normales Verständigungsmittel vervollständigen das Deutschtum.

Sehr hübsch bietet das Team verschiedene Deutschland-Bilder an: Ehefrau im Dirndl oder lieber in lila Leggins mit Staubsauger in der Hand? Während für den Mann offenbar verbeulte Jogginghosen und knappe Sprache typisch sind. Melanie Linka mit Dutt als strenge Kontrolleurin und Thomas Strattmann als Nachbar, dessen Lebenselixier Vorschriften sind, runden das Deutschland-Bild ab. Eine unterhaltsame Komödie, die vom Talton-Team voller Liebe zum Detail und mit überzeugenden Klischees gespielt wird.