Konzert Amici del Canto präsentieren sich in bester Verfassung
Wuppertal · Der Kammerchor beeindruckte bei seinem Weihnachtskonzert mit hoher Qualität.
„Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ So lautet die deutsche Übersetzung des ersten Satzes des lateinischen Magnificats (der Lobgesang Marias). Der Theologe Dietrich Bonhoeffer, als Vertreter der Bekennenden Kirche am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt und am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet, schrieb einmal über diesen Abschnitt aus dem ersten Kapitel des Lukasevangeliums: „Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde“.
Viele Komponisten haben diesen Text vertont. Eine der Versionen des barocken Meister Johann Pachelbel war wertvoller Bestandteil des beeindruckenden Weihnachtskonzerts, das der Kammerchor Amici del Canto in der voll besetzten Kirche Heilige Ewalde in Cronenberg gab.
Kammerchor präsentiert
sich wie aus einem Guss
Dieses Chorstück mit Continuo-Begleitung, das im Mittelpunkt stand, intonierten die Amicis außerordentlich kultiviert, musikalisch und textlich tief ausgelotet. Genauso nuanciert und höchst homogen – mit und ohne kleiner Instrumentalbegleitung – wurden vier- bis achtstimmig alle anderen Stücke wie Jakob Arcadelts „Ave Maria“, Melchior Francks „Meine Seel erhebt den Herren“ und Robert Lucas Pearsalls „In dulci iubilo“ aufgeführt.
Seine ganz hohen Qualitäten demonstrierte der Kammerchor bei „Es ist ein Ros entsprungen“ für zwei gemischte Chöre a capella aus der Feder des zeitgenössischen schwedischen Komponisten Jan Sandström. Hier kombiniert er die verlangsamte bekannte vierstimmige Fassung von Michael Praetorius mit einem achtstimmigen Summchor. Nur anspruchsvolle Vokalensembles wagen sich an diese hochgradig schwere Fassung mit ihrer vertrackten Tonalität für ihre Weihnachtsprogramme heran. Dahinter muss sich Amici del Canto wahrlich nicht verstecken. Ohne Zuhilfenahme von Stimmgabeln und ohne hörbare Intonationsschwankungen gestalteten die Sänger dieses Weihnachtslied wie aus einem Guss sehr beseelt.
Zwischendurch rezitierte Hans Werner Otto gekonnt passend zum Programm Texte von Rainer Maria Rilke und Dorothee Sölle. Auch ließ sich das Publikum nicht zweimal bitten, sich zu integrieren. Abwechselnd mit den Amicis sang es Strophen der Lieder „Maria durch ein Dornwald ging“, „O Heiland, reiß die Himmel auf“, „Macht hoch die Tür“ und „Tochter Zion, freue dich“ mit.
Stehende Ovationen waren der Dank für ein hochkarätiges, stimmungsvolles Stündchen am Nachmittag des 2. Advents, die in den Choral „Brich an du schönes Morgenlicht“ aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium als Zugabe mündeten.