Filmemacherin „Treibsand“ – ein Wort, das Schönes und Gefährliches zugleich bedeutet
Die junge Filmemacherin Kim Münster hat eine eigene Produktionsfirma und viel vor.
Das Schöne am Filmen sei für sie, dass sie damit wachsen, sich entwickeln könne. Sagt Kim Münster, Filmemacherin aus Wuppertal mit eigener Produktionsfirma. Eine Frau, die nachdenkt, ihren eigenen Weg verfolgt – hartnäckig und offen für Unerwartetes zugleich. Die Zukunft ist weit, genauso weit wie das Spektrum der Themen, die es zu erforschen gilt, und der Geschichten, die erzählt werden wollen.
In der Schulzeit war sie die „Kim mit der Kamera“, die Klassenfahrten und Schulferien festhielt – „auch weil das eine tolle Möglichkeit war, auf andere zuzugehen“, erinnert sich die junge Frau. Durch den Vater war sie zur Kamera gekommen, weil der eines Tages das alte Zuhause filmisch festhalten wollte, bevor die Familie umzog.
Und der Urlaubsvideos wegen, die er drehte. „Man hört da oft meine Kommentare im Hintergrund“, erzählt sie und dass sie schon damals lieber hinter der Kamera als davor stand. Als 15-Jährige arbeitete sie dann gezielt auf die eigene Kamera hin, die sie sich ein, zwei Jahre später kaufen konnte. Anschließend folgte das Projekt Rechner, „weil Filme geschnitten werden müssen“.
Kamerastudium an der Fachhochschule Dortmund
Über Praktika – unter anderem beim Medienprojekt Wuppertal, wo sie ihre ersten dokumentarischen Kurzfilme drehte und sich heute noch als freie Mitarbeiterin engagiert, und bei Pro Sieben – verfestigte sich allmählich der Wunsch, nach der Schule ein Filmstudium zu absolvieren. Dass es ein Kamerastudium an der Fachhochschule Dortmund wurde, erwies sich im Rückblick als Glücksfall. Das so erworbene technische Wissen kommt ihr immer wieder sehr zupass, weil sie nicht nur weiß, wie schöne Aufnahmen aussehen sollen, sondern, was man dafür braucht.
Die Abschlussarbeit „Nur das Beste“ war dann in mehrfacher Hinsicht für Münster bedeutsam: Erstmals arbeitete sie als Autorin und gab die Kamera ab. Auch heute noch wechselt die Filmemacherin gerne zwischen Regie, Kamera und Produktion. Außerdem wählte sie ein Thema, das „viel mit mir zu tun hat. Es setzt sich mit dem Perfektionismuswahn in der Gesellschaft auseinander, der ja dazu führt, dass alle gleich sind.“ In ihrer schriftlichen Arbeit hinterfragte die Studentin damals das Genre Dokumentarfilm, der zwar vorgibt, authentisch und real zu sein, aber genau das gar nicht einlösen kann.
Einjähriges Stipendium des Mediengründerzentrums NRW
2015 folgte ein weiterer wichtiger Schritt: Ausgestattet mit einem einjährigen Stipendium des Mediengründerzentrums NRW startete sie zusammen mit Luiza Maria Budner ihre eigene Filmproduktionsfirma, die heute zehn freie Mitarbeiter beschäftigt. „Treibsand“ sollte sie heißen, das hatten sich die beiden so ausgedacht.
Weil das Wort für etwas Gefährliches und zugleich Schönes stehe, nicht weiblich sei, wie ein guter Film hineinziehe, wortwörtlich und faktisch antreibe. Und weil Münster Kofferwörter liebt, die aus zwei Begriffen Neues schaffen. 2016 wurde sie für die Unternehmensgründung mit dem Preis „Frauen mit Profil“ vom Kompetenzzentrum Bergisches Städtedreieck ausgezeichnet, 2017 nahm sie an einem Mentoringprogramm für Frauen teil, das ebenfalls vom Kompetenzzentrum ausgerichtet wurde.
Münsters Film-Themen sind „sozial, politisch, gesellschaftskritisch, haben mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun“. Entsprechend beeindrucken sie Filmemacher, die eine Handschrift haben, sich treu bleiben – wie Tom Tykwer („Babylon Berlin“, „Lola rennt“) oder Anne Zohra Berrached („24 Wochen“), wie überhaupt Menschen, die ein Thema haben, für das sie brennen.
Münster will Geschichten erzählen – vor allem mit Dokumentationen, aber auch mit Fiktionen.
Gerade kümmert sie sich um das Projekt „Postwachstum“ über alternative, nachhaltige politische, ökonomische und soziale Zukunftsmodelle, für das sie sich mit einer Berliner Firma zusammengetan hat und so viel Engagement hineinsteckt, dass sie trotz Förderungsabsage weitermacht, nun ein Crowdfunding startet. Sie beschäftigt sich mit häuslicher Gewalt, mit anonymer Spurensicherung oder mit Mehrgenerationenhäusern. Arbeitet mit Jugendlichen und Kindern, gibt Filmworkshops zu sexueller Gewalt an Schulen.
Münster hat viele Themen vor sich. „Ich kann mir aber auch vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Ich habe viele Ideen.“ Die Zukunft ist weit.